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Spiegelteleskop oder Linsenteleskop?

2009 / 2020 © Thomas Gade

Reflektor oder Refraktor?

Die Frage nach dem besten Teleskoptyp bewegt Astronomen seit langem. Es gibt den klassischen Refraktor. Für eine gute Bildqualität wird er lang gebaut mit einer achromatischen Optik oder kompakter und lichtstärker mit moderneren Apo-Optiken. Daneben existieren diverse Teleskoptypen, die auf einem Hauptspiegel basieren. Allen voran der altbewährte, einfach konstruierte Newton mit Haupt- und Fangspiegel gefolgt von den unzähligen Schmidt-Cassegrains, Maksutovs und anderen Varianten.

Spiegelteleskope haben in der Regel einen Fangspiegel, der die Öffnung teilweise abschattet. Er reduziert den Kontrast mehr oder weniger. Dieser Effekt wird von Refraktorliebhabern gerne als Argument gegen Spiegelteleskope genannt, ist aber in der Praxis weitaus weniger bedeutend als am astronomischen Stammtisch oder in den Foren.

Scharfstellen

Schmidt-Cassegrains Teleskope und Maksutovs haben in der Regel eine Fokussierung, die über des Verschieben des Hauptspiegels erfolgt. Dadurch sind sie enorm flexibel hinsichtlich aller Okulare, Kameras, Binokulare oder sonstwelchen okularseitigen Mitteln, die dem visuellen und fotografischen Beobachtungszweck dienen. Beim Vor- und Zurückschieben des Haupspiegels kann bei einigen Teleskopen das sogenannte Shifting auftreten. Durch ein leichtes Verkanten des Haupspiegels sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung beim Wechsel der Schiebrichtung, verschiebt sich das Bild im Okular etwas. Das kann bei einigen Teleskopen sehr störend sein und bei anderen gar nicht auftreten. So sind die Maksutovs von Intes bekannt für eine shiftingfreie Fokussierung während einige (!) Schmidt-Cassegrains von Meade oder Celestron deutlich darunter leiden und das Beobachten nicht unbedingt zum Genuß werden lassen. Mein altes Celestron C8 , Baujahr ca. 1980, sowie mein Skywatcher SKM127 Maksutov sind in dieser Hinsicht prima. Sie haben kein merkbares Shifting.

Die shiftingfreie Fokussierung über den Hauptspiegel ist ideal, weil praktisch keine Einschränkungen bez. des Zubehörs am Okularauszug existieren. Beim Refraktor ist das leider ganz anders. Er hat üblicherweise einen Okularauszug mit einem Verstellweg von ca. 10cm, der leider nicht ausreicht, um alle Verwendungsmöglichkeiten ohne Zubehör und Einschränkungen zu ermöglichen. Die heutigen handelsüblichen Teleskope sind für 2" Zenitspiegel ausgelegt, welche systemisch die Verbindung zwischen den Okularauszügen und den Okularen darstellen.

Falls der Beobachter seine Okulare ohne Zenitspiegel verwenden möchte, und das Okular direkt in den Okularaufnahme des Fokussierers steckt, reicht der Auszug beim Refraktor meist nicht aus, um das Bild scharf zu bekommen. Kommt ein Binokular in Kombination mit dem 2" Zenitspiegel zum Einsatz, kann man den Auszug nicht weit genug in Richtung Objektiv bewegen, um das Bild scharf zu stellen.

Wer den Schmidt-Cassegrain oder das Maksutov gewohnt ist und sich irgendwann einen Apo-Refraktor anschafft, kann von den Einschränkungen des Fokussierers extrem genervt sein. Die notwendigen Zubehörteile bedeuten unerwartete Ausgaben und machen die Handhabung komplizierter. Wer den 102 ED Apo für terrestische Beobachtungen mit Amiciprisma und Binokular verwenden möchte, muss wohl oder übel ein optisches Zusatzteil mit beträchtlichem Vergrößerungfaktor in Kauf nehmen. Wenn aus dem teuren 102 ED mit dem Öffnungsverhältnis 1:7 durch den Glaswegkorrektor ein 1:10 bis 1:14 System wird, kann man genausogut ein 4" oder 5" Maksutov nehmen, das klein, leicht und spottbillig ist.

Optische Leistung

Schwieriges Thema .... Darüber gibt es Streit ohne Ende. Der simple Newton liefert, wenn er gut gebaut und richtig eingestellt ist, eine exzellente Bildqualität. Wer fotografisch aktiv ist, wird die sogenannten Spikes; das sind kreuzförmige Strahlen um helle Objekte, nicht schätzen. Sie haben eine gewisse ästhetik, die nicht jedermanns Sache ist. Die Spikes werden von den Haltern der Fangspiegel verursacht. Eigentlich ist es leicht, sie zu vermeiden, indem man gebogene Haltestangen nimmt, doch sind sie nicht üblich.

Das relativ günstige 8" Schmidt-Cassegrain, welches seit ca. 40 Jahren nahezu unverändert auf dem Markt ist, und auf den Gebrauchtmärkten billig verscherbelt wird, leistet Erstaunliches, wenn es richtig eingestellt ist. Neben dem Newton ist das 8" SCT von Meade und Celestron das Teleskop schlechthin, welches verdient die Endstufe für viele Amateurastronomen bedeutet(e).

In den Köpfen vieler Amateurastronomen bildet der Apo-Refraktor die Königsklasse. Eigentlich zu unrecht, da er in guter Qualität verhältnismäßig teuer ist und auf die 120mm Apos seitens der Händler und Apo-Fans Loblieder gesungen werden, die andere, bedeutend leistungsfähigere aber billiger Instrumente eher verdient hätten. Ein 120mm Apo kostet mehr als ein 200mm SCT, der mit seiner größeren Öffnung mehr Licht sammelt. Viele SCT sind nicht gut eingestellt und liefern daher keine optimale Bildqualität. Das hat dem Ansehen dieses Teleskoptyps geschadet. Auf der Website von Damien Peach ist zu sehen, was ein Schmidt-Cassegrain unter guten Sichtbedingungen leisten kann.

Kriterien

Große Öffnung geht bezahlbar nur über den Spiegel. In der Regel ist das Amateurteleskop ab 40 cm Durchmesser ein Newton. Ein Scheich oder ölmagnat mag sich den 40cm Apo für unerhört viel Geld bestellen und Jahre darauf warten. Für weniger Betuchte und ungeduldigere Menschen gibt es großen Newtons als Dobsons, simpel, transportabel und oft sehr gut. Sie sind das ideale Beobachtungsinstrument für lichtschwache Deep Sky Objekte, die im kleinen Teleskop gar nicht oder nur schwach zu sehen sind.


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