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smc PENTAX-DA* 300 mm F4 ED [IF] SDM

Test / Erfahrungsbericht / review - 2019 / 2022 © Thomas Gade


Pentax K-3 II mit smc Pentax-DA* 300mm F4 ED [IF] SDM Teleobjektiv und 1.4x Telekonverter auf SIRUI Stativ

Technische Daten

Hersteller Ricoh
Bezeichnung smc Pentax-DA* 300mm F4 ED
Preis 10/2020 ab 1100 €
Brennweite 300 mm
Blende 4 bis 32
Nahgrenze 1,4 m
Filterdurchmesser 77 mm
Gewicht des Tubus Tubus: 1070 g / Sonnenblende 90 g / Stativfuß: 80 g
Anschluss KAF2
Anzahl der Blendenlamellen 9
Produktionszeitraum seit 2008


Pentax K-3 mit smc Pentax-DA* 300mm F4 ED Teleobjektiv

Optische Qualität


Zum Vergleich langer Brennweiten fotografiere ich von meinem Balkon ein ca. 600 Meter entferntes Hausdach mit zwei Fahnenmasten und einer Kuppel. Siehe: Teleobjektive - Vergleich


Das Testmotiv mit 300mm

Ich verglich das Abbildungsvermögen des Pentax-DA* 300mm F4 ED Teleobjektivs mit meinem Sigma Apo AF 300mm F4, das mir seit Jahren gute Dienste leistet sowie mit dem Pentax DA 55-300mm Telezoom, welches in seiner Preisklasse einen guten Ruf hat.

Ausschnitte 800 x 533 Pixel / Es erfolgte keine Schärfung der Bilder.


Pentax DA 55-300mm / auf 300mm und Blende 5,8


Pentax DA 55-300mm / auf 300mm und Blende 8

Das preiswerte Telezoom ist am langen Ende mit voller Öffnung (5,8) und mit Blende 8 brauchbar, aber mit einem 24 MP / APS-C Sensor nicht mehr richtig scharf.


Sigma Apo AF 300mm F4 - Blende 5,6


Pentax DA* 300mm F4 ED - Blende 5,6

Mit Blende 5,6 ist die Leistung der beiden Festbrennweiten Pentax-DA* 300mm F4 ED und Sigma Apo Af 300mm F4 sehr gut und nahezu gleich. Beide sind deutlich besser als das Pentax-DA 55-300mm.

Vergleich der 300mm Festbrennweiten mit Blende 4 in der Ecke links oben


Sigma Apo AF 300mm F4 mit Blende 4. Ausschnitt aus der Ecke links oben.

Das Sigma Apo AF 300mm F4 zeichnet in den Ecken etwas weicher als das Pentax DA* 300mm F4 ED. Kombiniert man das Sigma Apo AF 300mm F4 mit einem Telekonverter tritt die Schwäche stärker zutage. Das Sigma Apo AF 300mm F4 übetrifft das Pentax DA 55-300mm im äußeren Telebereich um Längen. Aber die Optik des Pentax DA* 300mm ist einen Tick schärfer.


Pentax DA* 300mm F4 ED mit Blende 4. Ausschnitt aus der Ecke links oben.

Der Ausschnitt zeigt eine etwas kontrastreichere und schärfere Darstellung der Details. Der Unterschied ist nicht stark, könnte aber sichtbar sein, wenn es um feinste Details geht.

Blende 4 mittig


Sigma Apo AF 300mm F4 - mit Blende 4


Pentax-DA* 300mm F4 ED mit Blende 4

Die Abbildungsqualität des Pentax-DA* 300mm Teleobjektivs ist bereits bei voller Öffnung sehr gut. Die Schärfe stimmt und Farbsäume treten kaum auf. Das Sigma ist bei voller Öffnung schwächer.

Die beiden Festbrennweiten übertreffen das Pentax DA 55-300mm Telezoom deutlich am langen Ende. Der Unterschied zwischen dem Sigma Apo AF 300mm F4 und dem Pentax DA* 300mm ist ab 5.6 Blende gering, aber beim genauen Hinsehen erkennbar. In der Praxis kann der geringe Abstand durch geschicktes Schärfen verringert werden.

Pentax-DA* F4 / 300mm Teleobjektiv an analoger Kamera



Dieses Teleobjektiv wurde herausgebracht, als digitale Systemkameras ihre Vorfahren, nämlich analoge Spiegelreflexkameras für Kleinbildfilm, bereits verdrängt hatten. Nichtsdestotrotz ist es mit älteren Kameras, die bereits Autofokus haben, kompatibel. Beispielsweise funktioniert es sehr gut mit der Pentax Z-1. Der Autofokus ist nicht ganz so flott wie mit späteren DSLRs, aber völlig ausreichend. Erfreulicherweise ist auch die Steuerung der Blende über das Kameragehäuse möglich. Die Z1 zeigt rechts neben dem Sucherbild die Blende und Belichtungszeit an. Man muss die Kamera also nicht absetzen, um über das obere Display zu beobachten, wie mit dem rückwärtigen Drehrad die Blende verstellt wird.

Wer noch Filme belichtet, hat mit diesem Objektiv eine exzellente Optik. Wie weit dieses Objektiv rückwärts kompatibel ist, ist mir nicht bekannt. Möglicherweise kann es schon ab der Pentax SFX(n) vollumfänglich genutzt werden, leider hatte ich nie beide Komponenten gleichzeitig, um das auszuprobieren.

Telekonverter

Ohne Bildbeispiele: Das Pentax-DA* 300mm F4 ED liefert mit den 1,4x und 1,5x Telekonvertern von Kenko eine sehr gute Bildqualität, die durch leichtes Abblenden gesteigert wird. In Kombination mit dem smc Pentax-F 1.7x AF Konverter sind keine Schwächen erkennbar. Das alte Sigma verträgt sich mit den genannten Telekonvertern nicht ganz so gut.





Das 300mm Teleobjektiv von Pentax verträgt sich gut mit den gezeigten Telekonvertern.

Zwei Autofokus-Antriebe

Dieses Teleobjektiv wurde 2008 eingeführt. Damals baute Pentax in einige teure Objektive zwei Autofokus-Systeme ein, nämlich einmal den bewährten Stangen-Antrieb und einen interen Autofokusmotor namens SDM. Kameras, die mit Letzterem kompatibel waren, sollten den neuen geräuschlosen Autofokus nutzen und ältere den herkömmlichen Stangen-Autofokus.

Mich störte bei SDM, dass eine kurze, aber spürbare Zeitspanne zwischen dem Druck auf den Auslöseknopf verging und unterschiedlich lang ausfiel. Diese Unterschiede waren zwar nur minimal, aber anders als beim Stangen-Autofokus spürbar. Leider kann in den Menus der Kameras oder am Objektiv nicht gewählt werden, ob Kameras, die mit beiden AF-Systemen kompatibel sind, statt SDM die Stange benutzen.

Der SDM wird bei längerer Nichtbenutzung träge. Es kommt vor, dass er nach dem Betätigen des Auslösers gar nicht oder mit deutlicher Verzögerung reagiert. Wenn er jedoch arbeitet, dann stellt er rasch scharf. Aber die willkürlich anmutenden Verzögerungen stören (mich). Bei einem häufig genutzten Objektiv mag das nicht so auffallen, aber ein schweres 300 mm Teleobjektiv wird oft nur saisonal benutzt. In Foren berichten manche vom SDM genervten Anwender, dass sie ihre Objektive zum Service schickten, um vermeintliche Defekte zu beheben. Häufig wurden die SDM Motoren ausgetauscht, was das Problem nicht dauerhaft behob und rund 200 € kostete.

SDM deaktivieren

Pentax-Nutzer fanden einen Weg, den SDM für alle Kameras zu deaktivieren und immer den Stangen-AF zu nutzen. 

Dazu wird die Firmware des Objektiv editiert. Möglich ist dies mithilfe älterer DSLRs von Pentax, die in einen Debug-Modus versetzt werden. Das betreffende Objektiv ist dabei an das Gehäuse montiert.

SDM ausschalten und Stangen-AF aktivieren

Die Schritte mit einem Pentax K100D Gehäuse:

1. Einlegen einer leeren SD Karte
2. Beim Einschalten werden die Tasten INFO und AE-L gedrückt.
3. Innerhalb von 5 Sekunden danach ist zu drücken: MENU, MENU und INFO
4. Es öffnet sich der Debug-Mode. Man muss ihn in der ersten Zeile einschalten. Statt dis (disable) steht dann dort en (enable)
5. Drücke einmal: MENU
6. Lens Eprom R/W wählen und auf OK drücken.
7. Eine neue Liste öffent sich. Darin zu LENS EPROM STORE navigieren und OK drücken.

Die Kamera kopiert nun die Firmware des Objektivs auf die SD Karte.
Die Datei heißt: LENSEEP.LNS

8. SD Karte entnehmen. Die Datei LENSEEP.LNS wird als Original kopiert und so gespeichert, dass man sie wiederfindet und weiß, dass sie die originale Firmware des Objektivs ist, für den Fall, dass man sie wieder verwenden möchte.
9. Endung LNS durch TXT ersetzen. Öffnen der Datei mit Notepad.
10. In der Spalte 03 werden alle "C0" durch "80" ersetzt.
11. Die Datei wird gespeichert und die Endung wieder in LNS umbenannt. Einlegen der SD-Karte in die Kamera.
12. Schritte 2, 3, 5 und 6 wiederholen.
13. LENS EPROM LOAD wählen und OK drücken. Vorgang abwarten bis 'complete' angezeigt wird. Kamera ausschalten.
14. Schritt 2 und 3 wiederholen
15. Im Debug-Mode wird 'en' wieder auf 'dis' eingestellt und der Debug-Mode mit 'Exit' verlassen.
16. Kamera ausschalten

Das Objektiv wird nun mit allen Kameras über die Stange scharf gestellt.


Umstellung von Autofokus zu manuellem Scharfstellen. Leider ohne Schalter für einen Focus-Limiter.

Kein Focus Limiter!

Das Objektiv hat keinen Focus-Limiter. Vielleicht konnte man ihn wegen der beiden AF-Systeme nicht einbauen. Wenn das Autofokus-System nicht gleich die relevanten Motive identifiziert, durchsucht es den gesamten Bereich von der Naheinstellgrenze bis Unendlich nach scharfzustellenden Objekten. Das gelingt nicht immer auf Anhieb. Deshalb ist es besser, den Einstellbereich einschränken zu können, wie etwa beim HD Pentax-D-FA 150-450mm Telezoom, das gleich drei Bereiche anbietet (Full, 2-6m, 6m-∞).



Dieser Fasan trappelte auf einem Feld wenige Meter von mir entfernt vorbei. Nur zweimal löste die Pentax K-3 in mehreren Sekunden aus während der Autofokus mehrmals den gesamten Scharfstellbereich durchlief. Keines der beiden Fotos war knackscharf. Mit Focus-Limiter wäre die Trefferquote besser ausgefallen.

Grenzen des Autofokus

Bei ruhigen Motiven liefert der Autofokus diverser Pentax DSLRs mit diesem Objektiv knackscharfe Bilder. An ihre Grenzen stößt die Technik bei Motiven in schneller Bewegung, wie fliegende Vöge. Mit einer Pentax K-3 ist die Trefferquote in solchen Situationen gering. Mit der Pentax K-70 fällt sie besser aus. Ein Vergleich mit einer Panasonic Lumix G9 mit dem Panasonic Leica DG Makro-Elmarit 100-400mm f4-6.3 Telezoom zeigt, dass die Konkurrenz in dieser Hinsicht Vorteile bietet.

Fazit

Die Optik des Pentax DA* 300mm Teleobjektivs ist wirklich super! Allerdings ist das gut gemeinte Konzept aus zwei AF-Systemen eine Schwachstelle. Der SDM Antrieb ist nicht ausgereift. Mit einer modifizierten Firmware werden Pentax-Objektive mit SDM und Stangen-AF dauerhaft auf den Stangen-AF umgestellt, anstatt bei einer teuren Reparatur den SDM durch einen ebenfalls anfälligen Ersatz auszutauschen. Man hätte gleich auf ihn verzichten können.

Das DA* 300mm Teleobjektiv wurde 2008 eingeführt. Eine überarbeitete Version mit nur einem, aber besserem AF-Antrieb und Focus-Limiter ist längst überfällig.

Ich habe mit dem Pentax DA* 300mm Teleobjektiv viele gute Naturaufnahmen gemacht und gerne damit fotografiert, aber erst, nachdem der SDM deaktiviert war und der immer gleich reagierende Stangen-AF an war. Er funktionierte mit allen Kameras von der Pentax K-5 bis zur K-3 III einwandfrei.


Siehe auch Vergleich mit Panasonic G Vario 100-300mm II



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