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Tipps für Einsteiger in die Astronomie Spiegelteleskop oder Linsenteleskop?
Infos zur Teleskopwahl Astro-Stative

Das richtige Teleskop aussuchen

2009 / 2020 © Thomas Gade

Basisinfos zur Teleskopauswahl

Über Teleskope und ihr Zubehör gibt es umfangreiche Literatur, die nicht nur Laien überfordert. Es ist wenig hilfreich, Anfängern, die sich ein Teleskop zulegen möchten, darauf hinzuweisen. Die Fülle an Informationen ist verwirrend. Einige grundsätzliche Regeln lassen sich stark vereinfacht als Entscheidungshilfen formulieren. Wer mag, kann sich (später) ausführlich mit ihrem Sachhintergrund beschäftigen. Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich auf Teleskope und Zubehör von mittlerer bis gehobener Qualität.

Linsen- und Spiegelteleskope

Teleskope teilt man in Refraktoren und Reflektoren ein. Ein Refraktor hat ein Objektiv, welches Licht bricht. Ein Reflektor hat als Hauptoptik einen Hohlspiegel, der Licht reflektiert.

Teleskope
Links: Ein Linsenteleskop (Refraktor) Rechts: Drei Spiegelteleskope

Durchmesser der Teleskop-Optik

Die wichtigste Angabe über ein Teleskop ist der Durchmesser des Objektivs oder des Hohlspiegels. Man gibt ihn Millimetern an oder in Zoll. Ein 4 Zoll  Teleskop hat eine 100mm Optik. Der 6-Zöller hat eine Öffnung von 150mm. Ein Zoll entspricht 25,4 Millimetern. In der Teleskopbeschreibung entsprechen 25 mm einem Zoll. Je größer der Durchmesser eines Teleskops ist, desto mehr Licht kann es bündeln.

Sinnvolle Vergrößerung

Der Vergrößerungsbereich eines Teleskops ist vom Durchmesser seiner  Hauptoptik abhängig. Optikdurchmesser (in Milimeter) geteilt durch 6    = niedrigste Vergrößerung Optikdurchmesser (in Millimeter) geteilt durch 0,5 = höchste Vergrößerung Mit einem   60mm Teleskop sind Vergrößerungen zwischen 10x bis 120x sinnvoll. Mit einem 100mm Teleskop sind Vergrößerungen zwischen 17x bis 200x sinnvoll. Mit einem 200mm Teleskop sind Vergrößerungen zwischen 33x bis 400x sinnvoll.

Flimmern und Staub in der Luft

Zwischen einem Teleskop und den Sternen befindet sich die Erdatmosphäre, durch die hindurchgeblickt werden muss. Sie flimmert und ist mit Staub- und sonstigen Schwebeteilchen durchsetzt. Feuchtigkeit bildet mehr oder weniger durchsichtige Wolken. Die Beobachtung aus einer Großstadt ist wegen der Luftunruhe, der nächtlichen Beleuchtung und einer relativ hohen Luftverschmutzung nicht so günstig wie ein kleiner Ort in mittleren bis höheren Gebirgshöhen. Während der Stadthimmel nie richtig dunkel wird, sieht man fernab auf dem Land einen nahezu schwarzen Himmel mit tausenden von Sternen und eine beeindruckende Milchstraße, die sich wie ein ungeordnetes Band von einem Horizont bis zum gegenüberliegenden erstreckt. Diese Eigenschaften begrenzen die Einsatzmöglichkeiten von Teleskopen.

Wenn unter einem Stadthimmel aufgrund der atmosphärischen Bedingungen ein Scharfstellen ab 100x üblicherweise sinnlos wird, reicht das 75mm Teleskop aus, um lichtstarke Objekte wie den Mond, die Sonne und einige Planeten zu beobachten. Kann man (gelegentlich) auch 200x vergrößern, ist auch ein 150 - 200mm Teleskop sinnvoll einsetzbar. Die relativ hohe Helligkeit des städtischen Nachthimmels mindert stark den Kontrast zwischen diesem möglichst dunkel zu seienden Hintergrund und einem lichtschwachen Objekt. Unter diesen Umständen werden Teleskope mit großen Öffnungen, die unter guten Sichtbedingungen solche Objekte gut darstellen, ihre Stärken nicht ausspielen können.

Temperaturanpassung

Teleskope, die aus einem beheizten Raum ins Freie gebracht werden, müssen abkühlen, bevor sie ihre maximale Leistung entfalten können. Sonst behindern temperaturbedingte Materialspannungen die Scharfstellung. Die Motive flimmern bei stärkeren Vergrößerungen. Ein Teleskop mit einem 8 Zoll bzw. 20cm Spiegel braucht länger zum Abkühlen als ein 75mm Refraktor. Das 8 -Zoll Teleskop ist nicht optimal, wenn man schnell mal einen Blick auf den Mond oder andere Objekte werfen möchte.

Stativ

Ein (Amateur-)Teleskop steht in der Regel auf einem Stativ. Es muss sehr stabil sein, damit das Teleskop nicht zittert. Je stärker man vergrößert, desto höher werden die Anforderungen an ein Stativ. Für Teleskope bis 10-Zoll sind Vermessungsstative mit Holzbeinen gut geeignet. Vergleichbare Stative aus dem Astrohandel sind sehr viel teurer und keineswegs besser.

Astro-Montierungen

Zwischen dem Stativ und dem Teleskop befindet sich eine Montierung, mit der das Teleskop auf ein Objekt gerichtet werden kann. Die Montierung hat eine manuelle und/oder motorische Nachführtechnik, mit der das Teleskop den Sternen, die wandern, nachgeführt wird. Je schwerer ein Teleskop ist und je höher man vergrößern möchte, desto höher werden die Anforderungen an die Montierung. Sie besteht überwiegend aus Metall und ist schwer. Eine Montierung mit einer Traglast von ca. 15 Kilogramm an optischen Geräten kostet 1000 bis 3500 Euro. Zur Vermeidung eines Stativs und einer kostspieligen Montierung gibt es sogenannte Dobson-Teleskope, die in einer kastenähnlichen Holzkonstruktion mit horizontaler und vertikaler Drehmöglichkeit eingehängt werden.

Kompakt für die Balkonsternwarte

Du wohnst in einer Großstadt und beobachtest vom Balkon: Dein Teleskop muss wegen des begrenzten Raums kurz sein. Ein kurzer 80 bis 100mm Refraktor ist prima und schnell einsetzbar. Gut geeignet sind auch Maksutovs, Schmidt-Cassegrains und Newtons mit nicht allzulanger Brennweite. Ihre Öffnung sollte 150mm nicht übersteigen. Schmidt-Cassegrains werden mit Gabelmontierungen angeboten, die auch auf einem kleinen Balkon einsetzbar sind. Andere Montierungen brauchen mehr Raum. Das Teleskop muss durch die Balkontür passen!


Bild: Teleskope auf einem schmalen Balkon. Das kurze orange SCT mit 20cm (!) Öffnung in einer Gabelmontierung läßt sich noch gut handhaben. Die anderen benötigen zuviel Raum.

Mobile Ausrüstung

Du wohnst in einer Großstadt, hast ein Auto und bist bereit, gelegentlich mit deiner Ausrüstung rauszufahren. Alles, was sich im Auto verstauen läßt und du bereit bist, hin und her zu schleppen, ist möglich. Ein zusammenlegbarer Gitterrohr-Dobson bis 40cm Durchmesser nebst allem Zubehör (warme Kleidung, Sitzgelegenheit, Proviant, ...) ist mit einem Kombi unterzubringen. Ob das Spaß macht, oder so eine Teleskop nach ein oder zwei Ausflügen im Keller verstaubt, sei dahingestellt.


Bild: 1999 Sonnenfinsternis. Beobachtung mit transportabler Ausrüstung.

Stationäre Sternwarte

Du wohnt auf dem Land mit dunklem Himmel, hast einen Garten ohne störende (Straßenlampen-) Beleuchtung. Das Rein- und Raustragen der Technik ist unproblematisch und du bist kräftig (Geräte schleppen ...). Hier läßt sich alles einsetzen. Je höher man wohnt (Gebirge) desto besser. Ein 150 mm bis 300mm Teleskop ist keine schlechte Wahl.

Verreisen mit dem Flugzeug

Du bist berufstätig, hast zuhause keine guten Beobachtungsbedingungen und möchtest im Urlaub beobachten. Im großen Auto kannst du viel mitnehmen, doch gibt es enge Beschränkungen wenn du mit dem Flugzeug verreist. Ein kurzer 80 mm Refraktor oder ein 125 mm Maksutov bzw. Schmidt Cassegrain mit Alustativ und Montierung sind machbar. Es gibt auch extra für diesen Zweck gebaute, zusammenlegbare Dobson-Teleskope mit 20 cm Öffnung.


Bild: Reisen und Größenvergleiche. Links: Das 5" SCT in einer einarmigen Gabelmontierung mit Computer ist reisetauglich. Rechts: Das kleine blaue Maksutov Teleskop hat eine Öffnung von 90mm und leistet dank einer exzellenten Optik am Mond, der Sonne und einigen Planeten eine ganze Menge. Man kann es auch gut als starkes Fernrohr für 'irdische' Objekte verwenden. Die großen Röhren sind Newton-Teleskope mit 114mm und 135mm Öffnung. Sie gehören noch zu den 'kleinen' Spiegelteleskopen. Die Montierung (Vixen GE-E) unter dem Newton wiegt mehr als das kleine blaue Teleskop.

Okulare

Zum Beobachten benötigst du Okulare. Preislich liegt die Spannweite für gute Okulare zwischen 50 bis 1000 Euro. Es gibt sogenannte 2" und 1 1/4" Okulare. Damit ist der Durchmesser des Rohres am Okulare gemeint, den man in das Teleskop steckt. 2" Okulare sind groß, schwer (mitschleppen, reisen...) und nur sinnvoll für längere Brennweiten. (siehe Punkt 4). Erkundige dich in den Astroforen nach geeigneten Okularen für das von dir ausgesuchte Teleskop. Laß dir günstige (!) gute Okulare empfehlen und vergiß erstmal alles über 100 Euro pro Stück.

Langlebige Technik bei guter Behandlung

Bei guter Behandlung ist Astrotechnik langlebig. Auf dem Gebrauchtmarkt sind gute Sachen verhältnismäßig günstig zu bekommen. Der Garantieaspekt ist bei bewährten Teleskopen und Zubehör zweitrangig. Mach mit den Verkäufern eine vierzehntägige Rückgabefrist aus!

Falls du mehr Infos brauchst, lese etwas zu den Begriffen Austrittspupille, Brennweite, parallaktische Montierung, Brennweitenverhältnis und Apo.

Persönliche Budgets und soziale Beziehungen ...

Checke deine Finanzen und deine sozialen Beziehungen, um festzustellen, wieviel Geld du ausgeben kannst. (Als ob das hilft ...)


Vielleicht helfen dir diese ersten Infos ein wenig bei der Entscheidung. Bestelle dir Kataloge von den Astrohändlern oder gehe hin und schau dir das Angebot an. Wenn du dort bist, hebe mal ein paar Teleskope oder Montierungen, die dich interessieren, an, um festzustellen, welche du handhaben kannst. Laß dir nicht zuviel Zubehör aufschwatzen.


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