photoinfos.com

Capture One Pro 10

2017 © Thomas


Capture One Pro 10 ist eine Bildbearbeitungssoftware von Phase One A/S aus Dänemark. Sie wird zum Konvertieren von RAW-Dateien eingesetzt und zur Bilderverwaltung. Die aktuelle Version kann die Rohdaten von mehr als 450 Kameras verschiedener Hersteller interpretieren. Ursprünglich wurde sie für eigene digitale Rückteile von Phase One entwickelt. Allmählich entstand daraus ein universeller, markenoffener RAW-Konverter. Neben Rohdateien kann Capture One Pro 10 auch jpg, png und tif Dateien verwalten.



Capture One Pro 10 auf zwei Monitoren dargestellt. Die Arbeitsfläche ist weitgehend konfigurierbar und die bevorzugte Einstellung kann man speichern.

Hersteller PHASEONE
Name Capture One Pro 10
Erscheinungsjahr 2016
Preis 279 € / Update: 79 €
Dateiformate RAW (viele ...), jpg, tif, png
Voraussetzungen CPU mit mindestens 2 Kernen, 8 GB Ram (Empfohlen: 16 GB RAM, 4 Kerne CPU und SSD)
Betriebssystem Mac OS X 10.11.6 und 10.12.x
Windows 7 bis 10

Allgemeines

Capture One Pro 10 enthält Werkzeuge zur Tonwertkorrektur, Detaildarstellung, Drehen, Beschneiden, Objektivfehlerkorrektur etc. Capture One Pro 10 bietet für diverse Kameras von Sony, Canon, Nikon und Phase One tethered shooting, also eine Bedienung der Kamera über den Computer.

Installation

Vor dem Download der Software muss man sich bei Phase One registrieren. Das Installieren auf einem i7-2600 CPU mit 3,4 Ghz mit 8 GB Ram und Windows 7 - 64Bit funktioniert bei Anmeldung als Administrator problemlos, jedoch bei unserem Test nicht als Benutzer mit eingeschränkten Rechten. Die Firewall ist auszuschalten, weil während des Setups Framework 4.6.2 heruntergeladen und installiert wird und eine Online-Aktivierung stattfindet.

Während des Installierens von Capture One Pro 10 taucht ein Fenster auf, indem anzugeben ist, welche Version man installieren möchte: Pro, Pro for Sony, Express for Sony und DB. Die Version Pro kann alles, während die anderen entweder nur mit Sony Kameras funktionieren oder mit Phase One und Mamiya Leaf Kameras.

Im folgenen Dialog wird gewählt, ob man Capture One Pro testen, kaufen oder aktivieren möchte.

Zum Aktivieren müssen neben einem Key die beim Login bei Phase One registrierte eMail-Adresse und das Passwort eingegeben werden.

Schwarzer Hintergrund

Die Oberfläche von Capture One Pro 10 ist sehr dunkel gehalten. Wir fanden keine Verstellmöglichkeit, um einen individuellen Ton zu wählen, abgesehen vom Hintergrund des Bearbeitungsfensters. Hier kann man in den Voreinstellungen einen anderen Tonwert eingeben. Phase One sollte hier nachbessern, weil nicht jedem der tiefdunkle Hintergrund angenehm ist. Wenigstens ein hellerer neutraler Grauwert sollte als Alternative zur Verfügung stehen.

Kataloge

Die Arbeit mit Capture One basiert auf Katalogen. So heißen die Datenbanken, in die Fotos eingelesen werden. Es können beliebig viele erstellt werden. Die Namen und Kataloge sowie ihre Speicherorte werden beim Anlegen festgelegt.


Katalog in Capture One Pro 10. Die Größe der kleinen Vorschaubilder einstellbar.

Man kann RAW Dateien vor der Bearbeitung importieren oder den betreffenden Ordner auf der Speicherkarte im Verzeichnisbaum in der Bibliothek direkt wählen, um die Bilder anzusehen und zu bearbeiten.

Wer seine Bilder nicht mit Capture One Pro 10 verwaltet, sondern mit einem anderen Programm, muss trotzdem einen Katalog anlegen, in den die Bilder vor einer Bearbeitung zu importieren sind. Für solche Zwecke wird gelegentlich ein frischer temporärer Katalog eingerichtet und nach einer Weile gelöscht. Daten, die dauerhaft gespeichert werden, können in anderen Katalogen erfaßt werden.


Beim Schließen von Capture One Pro 10 erscheint ein Hinweis, dass vom Katalog noch kein Backup erstellt wurde. Das stört, wenn man Capture One Pro eigentlich gar nicht zum Verwalten seiner Medien-Dateien benutzt, sondern zwangsweise mit Katalogen arbeitet, um die RAW-Daten anfassen zu können.

Der Nachteil dieses Konzept besteht u.a. darin, dass man beim Öffnen von Capture One Pro importierte Bilder angezeigt bekommt, obwohl die betreffende Speicherkarte gar nicht eingesteckt ist oder bereits wieder formatiert wurde.

Kein Explorer einzublenden

Wir finden in Capture One Pro 10 keine direkte Möglichkeit, einen Explorer einzublenden. Die strenge Verschmelzung des Katalogs mit dem RAW-Konverter ist gewöhnungsbedürftig. Ein simpler Zugriff auf Dateien über einen Explorer ist nicht vorgesehen. Wer nur einen guten RAW-Konverter benötigt, aber für die Bildverwaltung ein erprobtes zuverlässiges Programm hat, würde das gerne abschalten, doch geht das nicht.

RAW-Konvertierung





Erste Werkzeugleiste




Über der linken Spalte befindet sich eine Werkzeugleiste. Was verbirgt sich hinter den Symbolen?

Links sehen wir ein Verzeichnis-Symbol, das in die Bibliothek führt. Hier wird der gewünschte Katalog eingestellt. Beim Klick auf das Zeichen + neben Ordner öffnet sich der Verzeichnisbaum, um zum einem Verzeichnis oder Datenträger mit Bildern zu navigieren.

Das Kamerasymbol öffnet den Dialog zum Tethered Shooting, also der Kamerasteuerung über das Programm.

Hinter der Sammellinse steckt die Objektivkorrektur für Vignettierung und Farbsäume.

Die drei ineinander verschlungenen Ringe öffnet den Dialog zur Farbeinstellung.

Das folgende Symbol führt zu einem Register mit Belichtungseinstellungen, Gradationskurve, Tonwerten und mehr.

Das Lupen-Symbol öffnet ein Register mit Werkzeugen zur Detailwiedergabe: Schärfung, Rauschreduzierung, Filmkorn, Moiré und Fleckentfernung

Als nächstes sieht man eine Art Pinsel. Das Menü heißt Lokale Anpassungen. Es fasst die vorherigen Register zusammen. Für viele Bildbearbeitungen reichen die Funktionen dieses Registers.

Das quadratische Symbol mit drei vertikalen Strichen steht für Voreinstellungen.

Der Kreis kleinem i bietet die Möglichkeit Schlüsselwörter und weitere IPTC Texte einzugeben. Man kann Basisbeschriftungen speichern und auf Bilderserien anwenden.

Das einzelne große Zahnrad öffnet den Dialog für die Verarbeitungsvorgaben: Dateiformat, Farbtiefe, Ausgabe Ort, Dateiname und schließlich die Schaltfläche Verarbeiten. Mit einem Klick darauf wird im gewünschten Dateiformat mit den vorgenommenen Einstellungen eine Bilddatei aus dem RAW konvertiert.

Das letzte Symbol besteht aus drei kleinen Zahnrädern. Damit startet man eine Steuerung der Kamera über einen Computer
Ein unmittelbares Fotografieren in das Programm Capture One 10 ist möglich mit kompatiblenKameras von Sony, Nikon, Canon, Phase One oder Leaf. Die Steuerung der Kamera erfolgt teilweise über Capture One Pro 10 und die Bilder werden direkt von die Kamera an das Programm übertragen. Dies ist ein bedeutender Vorteil von Capture One Pro 10, sofern man mit dieser Funktion etwas anfangen kann.

Zweite Werkzeugleiste



Um ein Bild aus der Thumnail-Liste zu wählen, klickt man zunächst auf den nach links oben gerichteten Pfeil.

Nach einen Klick auf dass Symbol Hand kann man das Bild verschieben, wenn es größer ist als der dargestellte Ausschnitt.

Daneben gibt es eine Lupe, die mit gedrückter Maustaste im Bild bewegt werden kann. Man sieht dann einen kreisrunden vergrößerten Ausschnitt.

Das Ausschneide-Symbol öffnet zuschneiden, drehen und spiegeln, Trapezkorrektur und Überlagerung. Letzteres kann man zum Einbetten von Wasserzeichen verwenden.

Der gebogene Pfeil um das Zeichen + ist ein Drehwerkzeug.

Zwei schräg nebeneinanderstehende Linien symbolisieren ein Werkzeug zum Entzerren von stürzenden Linien.

Der Kreis steht für Retusche oder Ausflecken.

Der Pinsel steht für Maske zeichnen /

Die Pipette steht für den manuellen Weißabgleich und diverse weitere Werkzeuge für Tonwerte.

Der nach links unten gerichtete Pfeil ermöglicht das Kopieren und Übertragen der vorgenommenen Anpassungen dieser Werkzeugpalette.

Zoomen

Statt des aus vielen anderen Programmen bekannten Symbols Zoom-Lupe gibt es in Capture One Pro 10 ein Schieberegler zwischen zwei Symbolen, die wie Stempel aussehen.



Dritte Werkzeugleiste



Das erste Symbol, der Bilderstapel, schaltet um zwischen einer Einzelbildbearbeitung und einer Stapelbearbeitung.

Das Dreieck mit Aufrufungszeichen ruft eine Belichtungswarnung auf.

Raster und Hilfslinien anzeigen

Der gebogene Pfeil nach links dreht alle ausgewählten Bilder um 90° nach links.

Der gebogene Pfeil nach rechts dreht alle ausgewählten Bilder um 90° nach rechts.

Dicker Pfeil nach rechts oben: Kopieren der Einstellungen dieser Werkzeugpalette.

Dicker Pfeil nach links unten: Anwenden der Einstellungen dieser Werkzeugpalette auf ein anderes Bild oder mehrere.

Die Brille aktiviert einen Proof

Objektivkorrektur

Ein wichtiges Feature heutiger RAW-Konverter ist die Korrektur individueller Abbildungsfehler von Objektiven. Vignettierung, Verzeichnung und chromatische Aberrationen (Farbsäume) können gemessen werden, um daraus verbesserte digitale Auswertungen der RGB Kanäle zu erreichen.

Capture One Pro unterstützt hier vor allem Objektive von Nikon und Canon gefolgt von Sony, Sigma und Olympus. Pentax ist noch mit sieben Objektiven vertreten und Tamron nur mit einem! Warum Tamron trotz exzellenter Objektive so mißachtet wird, ist nicht nachvollziehbar.

Wer auf die Objektivkorrektur durch einen RAW-Konverter Wert legt, und seine Objektive nicht in Capture One Pro wiederfindet, sollte sich mal DxO OpticsPro 10 ansehen, das eine bedeutend größerer Palette vermessener Objektive anbietet.


Links: DxO OpticsPro 10 Rechts: Capture One Pro 10 - Korrekturvergleich an Ausschnitten auf Zoomstufe 200%.

Die automatische Objektivkorrektur beseitigt Farbsäume. DxO OpticsPro 10 unterstützt bedeutend mehr Objektive als Capture One Pro. Hier wurde ein Tamron 18-200mm verwendet. Dafür hat Capture One Pro leider kein Profil zur Objektiv-Fehler-Korrektur. Jedoch hat DxO OpticsPro 10 bei weitem nicht die Anzahl feiner Werkzeuge, die in Capture One Pro vorhanden sind.

Bildqualität

Siehe Rezension von Capture One Pro 8. Wir können für Capture One Pro 10 keine abweichenden Ergebnisse erkennen. Die erzielbare Bildqualität ist hervorragend.

Detailauflösung

Siehe Rezension von Capture One Pro 8. Wir können für Capture One Pro 10 keine abweichenden Ergebnisse erkennen. Die Detailauflösung kann man mit Hilfe der Werkzeuge optimal einstellen.

Vorgaben speichern

Capture One Pro 10 bietet die Möglichkeit, bevorzugte Voreinstellungen zu speichern, um sie auf andere Bilder anzuwenden. Das betrifft sowohl Vorgaben zur Entwicklung eines Bildes als auch zum Eintragen von Metadaten.

In der ersten Werkzeugleiste (über linker Spalte) kommt man über quadratische Symbol mit drei vertikalen Strichen zu den Stilen und Voreinstellungen. Mit einem Klick auf das + Zeichen kann man Voreinstellungen dauerhaft speichern und mit einem schlüssigen Namen versehen.

Es würde hier zu weit führen, diese Funktion erschöpfend zu erklären, doch wer mit Capture One Pro 10 arbeitet, sollte sich auf jeden Fall gründlich damit auseinandersetzen, um die Vorteile dieser Methode zu nutzen.

Phase One hat eine umfangreiche Liste mit sogenannten Styles. Bewegt man den Cursor über die verschiedenen Einträge, kann man ihre Auswirkung sofort erkennen.


Tethered Shooting

Capture One Pro 10 ermöglicht das Steuern einer angeschlossenen Digitalkamera durch den Computer. Die Bilder werden direkt auf dem Computer gespeichert. Auf der Website von Phase One ist nachzulesen, mit welchen Kameras dies funktioniert. Unsere DSLRs von Pentax werden leider nicht unterstützt.

Bewertung

Phase One Pro 10 ist ein sehr guter RAW Konverter mit vielen feinen Verstellmöglichkeiten, um das Beste aus den Rohdateien herauszuholen. Der Kaufpreis von rund 269 € liegt deutlich über denen für andere RAW-Konverter und dürfte viele Fotoamateure zu einer preislich günstigeren Alternative greifen lassen.

Im professionellen Rahmen spielen dies eine geringere Rolle und Capture One Pro 10 kann dort seinen guten Ruf erfolgreich verteidigen.

Capture One Pro 10 punktet vor allem mit einer guten, aber auch komplexen Methode zum Speichern von Benutzereinstellungen, die auf mehrere (beliebig viele) Bilder angewandt werden können. Wer damit umgehen kann, mag sich Zeit lassen beim Ermitteln optimaler Einstellungen an einzelnen Bilden, denn die gewonnenen Ergebnisse sind beliebig häufig verwendbar.


© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.