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Lacerta CVN-II Stativkopf

Azimutale Teleskopmontierung oder Panoramakopf?

2015 © Thomas Gade


Lacerta CVN-II

Lacerta CVN-II. Teleskopmontierung oder Panoramakopf? Die Klemmung für GP-Prismenschienen ist eine Anleihe aus der Astrotechnik. Den Mechanismus zum Ent- und Verriegeln des Neigungswinkels der Höhe mit Schwenkarm kennt man von Videoköpfen aus der Foto-/Filmtechnik.

Bezeichnung

Lacerta CVN-II

Hersteller LACERTA GmbH von Lajos Szantho
Anbieter Teleskop & Mikroskop Zentrum Wien (Lacerta)
Preis 198,- €
Gewicht 2,38 kg
Höhe 20 cm
Breite (mit Arm) 32 cm (kann durch Abschrauben des Arms reduziert werden.
Reisemaß 17x14x13 cm plus Arm (23,5 cm Länge)
   

Zubehör

 
Gegengewicht mit Stange 1,23 kg / 27 cm lang, GGWadventurer, 25,- €
   
6x30 Sucher 38,- €
Schiene für Kamera 36,- €
Stativ 65,- € (wie Vixen oder Skywatcher Stativ)

Die Bezeichnung des Panoramakopfes, CVN, ist von der lateinischen Bezeichnung Canis Venatici für das Sternbild Jagdhunde abgeleitet. Der Panoramakopf wird wie diverse andere Lacerta Produkte von fähigen Konstrukteuren und Handwerkern in Ungarn produziert. Dabei verwendet man vor allem robuste CNC gefräste Matallteile, um hochwertige und langlebige Produkte zu schaffen. Die CVN-II wurde nach diesem Prinzip gebaut.

Moderne Spektive und Refraktoren mit exzellenten ED-Objektiven sind sehr gute Teleobjektive für einfache digitale Kompaktkameras bis hin zu hochgezüchteten Systemkameras.

Im Fotohandel gibt es jedoch nur wenige Stativköpfe, die zum sicheren Tragen und Ausrichten von ED-Refraktoren in der Naturfotografie geeignet sind. Ebenso wenig wird man mit einer parallaktischen Montierung, die speziell für astronomische Beobachtungen entwickelt wurde, bei Naturbeobachtungen und in der Naturfotografie zufrieden sein, weil sie zu schwer sind und keine vertikal und horizontal ausgerichteten Schwenkachsen haben.

Deswegen findet man im Astrohandel zunehmend Multifunktionsmontierungen für astronomische und fotografische Zwecke. Dazu zählt die Lacerta CVN-II. In der Astronomie ist sie eine azimutale Montierung und in der Fotografie ein Panoramakopf.

Unten 3/8 Zoll Fotogewinde, oben Vixen GP Schienenklemmung

Die Lacerta CVN-II hat auf der Unterseite ein 3/8 Zoll Fotogewinde und kann auf entsprechende Stative geschraubt werden. Allerdings sollte es dafür ausreichend dimensioniert sein. Noch besser sind Stative für Teleskope. Geeignete Tripods bekommt man im Astrohandel ab 65 €. Da kann der Fotohandel preislich nicht mithalten.

Der Hersteller gibt an, dass der CVN-II Kopf bis zu zehn Kilo tragen kann. Dass diese sportliche Angabe in der Praxis sinnvoll bestätigt wird, daran haben wir Zweifel. Wir haben den Panoramakopf mit einem Lacerta 72 ED Refraktor, Flattener und einer Pentax K-3 DSLR ausprobiert. Das Gesamtgewicht betrug knapp vier Kilo. Die Kombination erwies sich als harmonisch aufeinander abgestimmt. Man konnte das Teleskop mit der Kamera gut auf ein Motiv ausrichten, verwacklungsarm mithilfe der LiveView Lupe scharfstellen und verwacklungsfrei fotografieren.  Es gibt nur wenige Stativköpfe aus der Fototechnik mit denen dies in gleicher Weise möglich ist.

Ebenso trägt die Lacerta CVN-II kleine und große Spektive hervorragend. Während man in der Naturfotografie häufig Motive in der Ferne am Boden oder nur wenige Grad über dem Horizont beobachtet, richtet man Instrumente für die astronomischen Beobachtungen nach oben. Dafür ist der CVN-Kopf nicht so gut geeignet, weil der Schwerpunkt der zu tragenden Last dabei nicht mehr über der vertikalen Achse liegt, sondern neben ihr. Für den Blick nach oben sollte man nach einer Alternative suchen.

Lacerta 72 ED
Lacerta CVN-II Panoramakopf mit Lacerta 72 ED Refraktor und DSLR in der Naturfotografie. Man kann ein Sucherfernrohr an die Lacerta CVN-II befestigen.

Lacerta CVN-II
Lacerta CVN-II mit Lacerta ED 72 und DSLR in der Naturfotografie


Pentax Astrotracer

Pentax nutzt den beweglichen Sensor seiner DSLR in Verbindung mit einer GPS-Einheit für Sternaufnahmen. Kennt die Kamera ihre Position, Ausrichtung und ihre Brennweite, kann sie die scheinbare Sternbewegung durch die Bewegung des Sensors ausgleichen. Das funktioniert nicht immer zuverlässig, aber oft erstaunlich gut. Problematisch ist das Richten der Kamera auf eine interessante Stelle am Sternhimmel, weil das Sucherbild dafür nicht geeignet ist. Der Sucher am Lacerta CVN-II Panoramakopf erledigt dieses Problem. Man kann an den Geräteschuh die üblichen 6x30 oder 10x50 Sucherfernrohre anstecken, mit denen bei relativ schwacher Vergrößerung Himmelsobjekte gut gefunden werden. Eine Einrichtung dieser Art sucht man an anderen Stativköpfen vergeblich.

Sucherfernrohr an der Montierung

Die Idee des Anbringens eines Sucherfernrohrs am Stativkopf ist so gut, dass man sich fragt, warum sie bei der Konstruktion vieler anderer Montierungen nicht berücksichtigt wurde, denn moderne, kurz gebaute Teleskopen, wie die beliebten ED-Refraktoren mit öffnungen zwischen 60-90 mm werden meistens ohne Sucherfernrohr ausgeliefert, das im anmontiertem Zustand auch gar nicht in den Teleskopkoffer passt.


Modular erweiterbar

Löst man die Klemmung der vertikalen Verstellung (hoch und runter), darf man den Griff nicht loslassen. Sonst klappt das darauf befindliche Instrument oder eine Kamera nach vorne oder hinten herunter und stößt hart gegen das Stativ. Hier wäre eine gebremste Beweglichkeit wie beim Fluidkopf angenehmer. Das Problem ergibt sich vor allem, wenn man schwere Instrumente nach oben richtet. Dadurch entfernt sich der Schwerpunkt der Last von der vertikalen Achse. Um dies auszugleichen, kann man eine spezielle Prismenschiene verwenden, die mit einer Bohrung zum Einschrauben einer Gegengewichtsstange versehen ist. Durch diese Erweiterungen verliert die CVN-II den Charakter einer kompakten unkomplizierten Montierung. 

Es gäbe alternative Möglichkeiten, um Gegengewichte zum Ausbalancieren anzubringen, beispielsweise an Verlängerungen der seitlichen Arme an der Höhenverstellung. Eventuell kann man auf der Seite, auf der das Sucherfernrohr angebracht wird, eine Friktionsbremse einbauen, die ein schnelles unkontrolliertes Herunterklappen der kostbaren Traglast verhindert.


CVN-II mit optionalen Zusatzteilen. Unser Tipp: Auf Zubehör verzichten, damit die Montierung kompakt bleibt.

Fazit

Wer für rund 200 € einen robusten und sehr tragfähigen Multifunktionskopf für Teleobjektive, Spektive, kleine Maksutovs oder kurze ED-Refraktoren bis (max) 90mm Öffnung sucht, um diese Instrumente sicher für Beobachtungen und zur Fotografie vor allem im horizontalen Bereich einzusetzen, kann die CVN-II in die engere Wahl einbeziehen. Dass ein Instrument bei loser Klammerung der vertikalen Verstellung nach vorn oder hinten herunterklappen kann, sollte man berücksichtigen. Bei vielen Fotostativköpfen ist es nicht anders.

Die Möglichkeit zum Anbringen eines Sucherfernrohr ist hervorragend, zumal der Sucherschuh dem Standardanschluss an vielen Teleskopen entspricht.


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