photoinfos.com

Pentax ME / ME Super

Japanische Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm (35mm), analoge Fotografie

2017 © Thomas Gade



Pentax ME mit Winder und Pentax ME Super

1975 erschienen die ersten Pentax SLR Kameras mit dem neuen K-Bajonett. Es löste den M42 Schraubanschluss für Objektive ab, das sich an den vorherigen Asahi Pentax SLRs befand. Die Pentax KM, KX und K2 (DMD) waren sehr gut gebaute Kameras die ab 1976 durch die kompakteren Modelle Pentax MX, ME und ME Super ergänzt wurden.

Klein, kompakt und leicht

Die Pentax M Modelle gehören zu den kleinsten je gebauten Spiegelreflexkameras für 35mm Film (Kleinbildfilm) und erwiesen sich als außerordentlich gut und trotz ihrer geringen Größe auch als belastbar.
Die Pentax ME (super) hat einen Verschluss aus Metall-Lamellen und nicht mehr den altbackenen Tuchverschluss. An der Aufwickelspule für den Film auf der Seite des Transporthebels befinden sich viele lange weiße Röhren, zwischen die man den Anfang des Films steckt. Das reicht, um ihn sicher zu transportieren.

Etwas befremdlich war bei der Einführung der Pentax ME super das Tastenfeld zur Eingabe der Belichtungszeiten. Sie verdrängten das herkömmliche Einstellrad und waren aus Plastik. Mit der Pentax ME (super) wagte der Hersteller erstmals diesen Schritt, wobei die Pentax M Kameras ansonsten noch sehr klassisch aussahen. Allen Befürchtungen zum Trotz haben sich die Tasten bewährt. Wer heute eine gebrauchte Pentax ME super kauft, wird eher an anderen Stellen gebrauchs- oder altersbedingte Mängel feststellen.


Pentax ME mit Pentax K Bajonett

Alterserscheinungen beim Gebrauchtkauf beachten

Inzwischen sind bei vielen Pentax ME / ME Super Kameras die Dichtungen und der Spiegelschlagdämpfer aus Schaumgummi weich und klebrig geworden. Sie lassen sich leicht ersetzen, weil sie einfach zugänglich und somit auch zu beseitigen sind. Mit entsprechenden Streifen aus Moosgummi oder Schaumstoff kann man sie mit geringem handwerklichen Aufwand ersetzen. Ergattert man eine gut erhaltene Pentax ME oder ME Super sollte der Austausch der Dichtungen möglichst bald stattfinden. Auf eBay gibt es für wenige Euro fertig zugeschnittene Sets.

Problematisch ist es jedoch, wenn Klebstoff oder klebrig gewordener Schaumstoff auf die Lamellen des Verschlusses gelangt ist. Dadurch verklebt er. Mit Fingerspitzengefühl, Xylol oder Waschbenzin und Wattestäbchen ist die klebrige Substanz von den empfindlichen und dünnen Metalllamellen abzuwischen, jedoch kann dieser Vorgang durch die mechanische Belastung zu einer Beschädigung führen. In dem Fall wäre die Kamera ein wirtschaftlicher Totalschaden, weil sich eine Reparatur in einer Werkstatt aus preislichen Gründen nicht mehr lohnt.

Pentax gibt einen Temperaturbereich für den Einsatz von 50 °C bis -20 °C an. Der Hersteller weist in seiner Gebrauchsanleitung darauf hin, dass die mechanischen Funktionen bei niedrigen Temperaturen durch altes verharztes Fett oder Öl beeinträchtigt werden.

Extreme Temperaturwechsel können in der Kamera zur Kondenswasserbildung und infolgedessen auch zur Korrosion führen. Bei stärkerem Temperaturwechsel, beispielsweise beim nach Hause kommen in warme Räume nach einem Spaziergang in der Kälte, sollte die Kamera in der Tasche bleiben, bis ein langsamer Temperaturausgleich stattgefunden hat. Das gilt eigentlich für alle optischen Geräte bis heute, auch wenn moderne digitale Kameras Dichtungen gegen Spritzwasser haben, jedoch sind die kein Mittel gegen Tau beim Erreichen des Taupunktes.

Dies sollte man beim Kauf einer gebrauchten Pentax ME berücksichtigen, die an einem kalten Tag vom Paketzusteller geliefert wird. Das (eis-)kalte Gehäuse sollte man nach dem Auspacken sofort in ein Handtuch einschlagen und erst mal auf Zimmertemperatur kommen lassen. Erst danach probiert man sie aus, um Schäden zu vermeiden.

Technische Daten

Hersteller Pentax Pentax
Bezeichnung ME ME Super
Aufnahmeformat 24 x 36 mm 24 x 36 mm
Produktion 1976-1981 1979-1987
Belichtungszeiten 1/1000 bis 8 s, B 1/2000 - 4 s, B *
Blitzsynchronisation 1/100 Sekunde 1/125 Sekunde
Anschluss Pentax K Bajonett Pentax K Bajonett
     
     
Winderanschluss ja ja
Gewicht (nur Gehäuse) 460 g 449 g

* Im Automatikmodus kann die Pentax ME Super auch länger belichten.

Unterschied Pentax ME und Pentax ME super


Pentax ME Super mit manueller Einstellung der Belichtungszeiten durch zwei Tasten

Pentax ME ohne manuelle Einstellung der Belichtungszeit

Die Pentax ME und Pentax ME-Super sind nahezu gleich gebaut, doch gibt es einige Unterschiede, die bereits aus der Tabelle mit den technischen Daten hervorgehen. Wesentlichster Unterschied ist, dass die Belichtungszeiten bei der Pentax ME Super nicht nur automatisch, sondern im Modus M auch manuell mit zwei Tasten einstellbar sind.


Die Pentax ME (super) hat eine mittenbetonte TTL- Offenblendmessung mit GPD Zellen. Der Messbereich erstreckt sich von LW1 bis LW19 bei ISO 100. Die einstellbaren Filmempfindlichkeiten erstrecken sich von ASA (ISO) 12 bis 1600.

Die Pentax ME (super) benötigt für ihre Elektronik nicht viel Strom. Nach einem teilweisen Eindrücken des Auslösers wird für etwa 30 Sekunden die LED Anzeige im Sucher aktiviert.

Der Metall-Lamellenverschluss bietet Verschlusszeiten zwischen 4 Sekunden und 1/2000 Sekunde. Im Automatikmodus wird sie elektronisch stufenlos eingestellt, während bei manueller Einstellung 14 Stufen verfügbar sind. Die Blitzsynchronisationszeit beträgt 1/125 Sekunde. Für längere Belichtungszeiten wird die Kamera auf B gestellt und mit einem Drahtauslöser solange ausgelöst wie man möchte.

Doppelbelichtungen

Auch Mehrfachbelichtung sind möglich. Die erste Aufnahme wird ganz normal gemacht. Anschließend dreht man die Rückspulkurbel so weit zurück, bis ein Widerstand spürbar ist. Dann hält man die Rückspulkurbel fest, drückt die Filmtransport-Entriegelung auf der Unterseite der Kamera ein und spannt den Verschluss mithilfe des Transporthebels. Dabei wird der Verschluss gespannt, ohne den Film zu transportieren. Es kann trotzdem zu einem leichten Versatz kommen. Daher wird nach der Doppelbelichtung ganz normal eine weitere Aufnahme aufgenommen und dieses Bild geopfert. Damit wird sichergestellt, dass zwischen dem doppelt belichteten Stück Film und der nächsten Aufnahme ein Abstand vorhanden ist. Das Bildzählwerk zählt aber auch bei Doppelbelichtung weiter, sodass es erscheint, als ob man mehr Bilder aufgenommen hat, als auf dem Film vorhanden sind.


Pentax ME mit geöffneter Rückwand

Das Filmfach der Kamera stellt niemanden vor große Rätsel. Die Rückspulkurbel ist nach oben ein Stück heraus zu ziehen, um die Filmpatrone einlegen oder entnehmen zu können. Gleichzeitig ist die Kurbel auch die Verriegelung der Rückwand. Um sie zu öffnen, muss die Rückspulkurbel nach oben gezogen werden.


Pentax ME mit SMC Pentax M 1:3.5 / 135 mm

Nicht nur die Kameragehäuse wurden mit der Pentax-M Serie verkleinert, sondern es erschienen auch diverse Objektive mit festen Brennweiten, die klein und leicht waren. Pentax hat vom Weitwinkel bis zum 150 mm Teleobjektiv das 49 mm Filtergewinde beibehalten können, was damals sehr attraktiv war. Beim Belichten von Schwarzweiß Filmen wurden Gelb-, Grün-, Orange- und Rotfilter eingesetzt. Zudem waren Verlaufsfilter populär und Nahlinsen. Die Beibehaltung eines universellen Filtergewinde war deshalb ein großer Pluspunkt. Auch waren verschiedene M-Objektive mit einstellbaren Sonnenblenden (Taukappen) ausgestattet. Diese Objektive sind noch heute mit aktuellen DSLR von Pentax kompatibel.

Die Objektive von Pentax haben für Aufnahmen mit Infrarot-Filmmaterial an der Entfernungsskala eine rötliche Markierung zur Korrektur. Es wird mit sichtbarem Licht scharf gestellt. Anschließend wird mit Blick auf die Skala die Scharfstellung für Infrarot. Dem Datenblatt einer Filmverpackung entnimmt man, ob diese Korrektur nötig ist.


Pentax ME mit eingelegtem Kleinbildfilm von Ilford


Pentax Winder ME II


Pentax Winder ME II

Der motorische Filmtransport mit dem Pentax Winder ME II passt nicht nur an die Pentax ME Modelle, sondern auch die MG, MV-1, Super A, SuperProgram, Program A, Program Plus, P5 and P50. Er benötigt vier AA Batterien oder Akkus. Mit den früheren NickelCadmium Akkus war dieser Winder unbefriedigend, doch mit modernen NiMH Akkus funktioniert er bestens und lange. Der Winder schafft 2 Bilder pro Sekunde bei kurzen Belichtungszeiten. Das liegt unterhalb der Frequenz teurer Motordrives, ist aber für viele Zwecke völlig ausreichend. Zudem liegt die Kamera mit angeschlossenem Winder gut in der Hand und das zusätzliche Gewicht verringert die Gefahr des Verwackelns bei langen Belichtungszeiten.

Der Winder hat am Einstellring eine abnehmbare Kappe, unter der sich ein Steckanschluss für einen kabelgebundenen Fernauslöser befindet. Das macht ihn sehr attraktiv für Selbstaufnahmen oder für den Einsatz im Studio.

Stativbenutzung

Die Pentax ME (super) hat wie alle anderen Spiegelreflexkameras auch ein Stativgewinde in der Bodenplatte. Es ist darauf zu achten, dass die Stativschraube nicht länger als 5,5 mm ist. Sonst kann es zu Beschädigungen kommen, wenn die Schraube fest angezogen wird. Pentax lieferte damals einen sogenannten Distanzring mit. Das war eine dünne Plastikscheibe mit einem Loch in der Mitte. Wahrscheinlich wird man sie heute nur noch selten finden. Alternativ kann man eine größere Unterlegscheibe von einer Schraube verwenden, falls die Stativschraube zu lang ist.

Bewertung

Das Fotografieren mit diesen Kameras macht Spaß. Wer die klassische Fotografie mit Film mag und keinen Autofokus benötigt, kann mit diesen Kameras nichts falsch machen.
Viele Pentax Fotografen hatten die Pentax ME super, die sich im Alltag bestens bewährte und durch ihre kompakte Bauweise, ihr geringes Gewicht und ihre Zuverlässigkeit nebst den exzellenten, kompakt gebauten Objektiven eine starke Markentreue bewirkte, die vielfach bis heute anhält. Pentax DSLR werden wohl vor allem von Fotografen gekauft, die mit den analogen Vorgängern für den Kleinbildfilm gute Erfahrungen machten und ihre Objektive bis heute verwenden können.

Der aktuelle Trend zur analogen Fotografie nebst dem Umstand, dass keine neuen Spiegelreflexkameras für Kleinbildfilme gebaut werden, lässt die Preise für gut erhaltene Exemplare ansteigen. Noch vor wenigen Jahren konnte man eine Pentax ME oder ME Super im guten Zustand mit mindestens einem Objektiv für 10-50 € kaufen. Inzwischen muss man mit 30-100 € rechnen. Nur noch selten sind komplette Sets mit mehreren guten Pentax Objektiven als Schnäppchen zu finden, weil sie kompatibel sind mit allen DSLR von Pentax, also auch mit der digitalen Vollformatkamera Pentax K-1.

© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.