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Inhaltsübersicht noch gibt ist Rot. Das ist ein schönes Beispiel dafür, daß
ein Gegenstand immer nur eine Farbe haben kann, die in dem Lichte enthalten
ist, das ihn trifft.Treffen ihn z. B. nur die langwelligen Rotstrahlen,
so kann auch die Farbe, auf die er bei weißem Mischlicht "anspricht",
nicht aufleuchten. So erlöscht auch im Grünlicht jede andere
Farbe außer Grün usw. Gefärbtes Licht spielt auch bei der
Aufnahme eine große Rolle. Es verfärbt die Gegenstände.
Zwei Beispiele: das Morgen- und Abendlicht ist gelblich-rötlich.
Elektrisches Licht ist nahezu orangefarben. Jeder hat sicher schon beobachtet,
wie bei diesem Lichte z. B. ein normalerweise leuchtendes Blau schmutzig
und schwärzlich erscheint. Der Grund ist einfach: dieses Licht
ist so blauarm, daß das Blau nicht zum Aufleuchten kommt. Wieder
der Fall: die Farbe, die nicht oder ungenügend im Lichte enthalten
ist, kann auch nicht oder nicht genügend in Erscheinung treten.
Ähnlich liegt es mit bläulich gefärbtem Licht (Schneelicht,
auf hohen Bergen, usw.). Dann fehlt stark die Gelb-Rot-Komponente. "Auf welcher
Wellenlänge fotografieren Sie?" Sehen wir uns die Zeichnung auf der nächsten Seite
an: Denken wir einmal an das gelblich-rötliche Licht elektrischer
Birnen. Gelb ist ein Gemisch aus Grün und Rot. Daher wird Grün
und Rot (das sogarim Überschuß vorhanden ist) bei diesem
Lichte auch entsprechend betont. Insbesondere die Rotwiedergabe steigt.
Seite 199 zur
Inhaltsübersicht Deshalb ist Film Typ I (S.
37) bei diesem Lichte praktisch tonrichtig. An den Kurven
auf S.
37 sieht man aber auch wie gefährlich dann die Rotwiedergabe
bei Typ III steigt.
Ein weiteres Beispiel dafür,
daß, wie schon in Goethes Farbenlehre festgestellt wird, "farben
Taten des Lichts" sind, daß also von der Zusammensetzung
des Lichtes die jeweilige farbigkeit von Pigmenten abhängt: gewisse
Spezial-Lampen (Quecksilberdampf, Höhensonne) geben z.B. der
menschlichen Haut ein leichenhaftes Aussehen. Diesem Licht fehlt die
Gelb-Rot-Komponente, sie kann also auch nicht reflektiert werden. Seite 200 zur
Inhaltsübersicht Wie
entsteht das Himmelsblau und das Abendrot? (Siehe die Zeichnung a. d. nächste Seite.) Die Farben der Atmosphäre
entstehen durch Beugung. Der Weg des Lichtes ist unsichtbar und dunkel. Er ist
stets nur an Körpern, die auf diesem Wege liegen, erkennbar.
Ein Spiegel, mit dem wir das Sonnenlicht auf eine Hauswand werfen,
läßt den Weg des Lichtes nicht erkennen. Nur da wo der
Zusammenstoß des Lichtes mit Materie stattfindet, an der Hauswand,
erscheinen uns die Lichtstrahlen als Licht. Blasen wir aber beispielsweise
Zigarettenrauch in den Weg des Lichtes, so wird der Strahl sichtbar,
gleichfalls nur als Reflexion an kleinen Materie-Teilchen. Gäbe
Sonne nur ein heller Ball, alles übrige in der Welt wäre
dunkel, - wir sähen die Sonne lediglich als Scheibe, umgeben
von nächtlichem Dunkel. ""ag""ist es bei
uns, weilringsum Licht gebeugt und gestreut wird. Seite 201 zur
Inhaltsübersicht
Wie das Himmelblau und das Abendrot entsteht. Seite 202 zur
Inhaltsübersicht An der Zeichnung sehen wir: Die fotografisch wichtigsten Erkenntnisse, die sich
aus dem Verhalten des kurzwelligen und des langwelligen Lichtes ergeben,
sind folgende: 1. Panchromatische Schichten "verlängern den
Tag", den fotografischen Tag. Wird nämlich am späten
nachmittag das Licht gelber (wir empfinden es kaum, aber es ist so),
und wird es später sogar rötlich, so werten panchromatische
Schichten dieses Licht weit besser auch als orthochromatische, denen
die hohe Gelb-Rot-Empfindlichkeit fehlt. 2. Daß Gelb und
Rot die dunstige Atmosphäre (auch mitten am Tage) besser durchdringen
als Blau, wir von Belang bei fernaufnahmen, z.B. im Gebirge. Die gelb-rot-empfindliche
panchromatische Schicht reagiert etwas weniger als die ortchromatische
auf das die Ferne verschleiernde blaue Streulicht und verwertet etwas
besser die "durchdringende" Gelbrot-Komponente. Deshalb
"entschleiert" sie die Ferne in gewissem Maße. In
sehr hohem Maße sogar, wenn man ihr ein Rot- oder Orangefilter
vorschaltet. Dann zeigt die gefilterte Aufnahme in der ferne mehr
als das Auge sah. Trotz "weißen" Lichtes ist dann
die Aufnahmen nur mit Hilfe der Gelb-Rot-Strahlen, die dieses weiße
Licht enthielt, zustande gekommen, das die Ferne verschleiernde blaue
Streulicht wurde zum großen Teil herausgefiltert. In noch höherem
Maße wird die Ferne entschleiert, wenn man auf noch "längerer
Welle fotografiert", der infraroten, s.
S.216. Seite 203 zur
Inhaltsübersicht Das ist beim Himmelsblau,
beim Abendrot, außerdem aber noch bei Schmetterlingsflügeln,
bei Pfauenfedern, bei Perlmutter u.a.m. der Fall. Wir nehmen damit
Abschied von unserer kleinen und sehr unvollständigen fotografische
Farbenlehre. Aber wir tun es nicht, ohne uns noch kurz mit einer vierten
Möglichkeit der Entstehung von Farbe zu befassen: Farbe kann
auch durch Interferenz-Erscheinungen entstehen, ein fall, der uns
oft leider allzustark betrifft. Schon auf S.
145 sah man das Unheil, das sie anrichten: die Newton-Ringe,
und dort wird auch gesagt, wobei und weshalb sie zu unserem Kummer
vorhanden sind. Sie sind wahre Farben- und Formenwunder aus - nichts.
Noch gibt es - außer Behelfen - kein radikales Mittel gegen
sie. Sie können seuchenartig auftreten und dann auch den tapfersten
Mann aus der Dunkelkammer verjagen. Am nächsten Tag sind sie
dann vielleicht wie weggeblasen. Aber damit sind sie nicht ausgestorben,
sie sind lediglich ein Haus weitergezogen und nehmen sich den nächsten
vor. . . . .Hier sehen wir drei besonders gesunde Exemplare. Schön
sind sie. Aber wir können gern auf sie verzichten.
Die sichersten Maßnahmen gegen das Übel der
Newtonringe sind vorbeugende. Sie sind auf Seite
146 genannt. Seite 204 zur
Inhaltsübersicht Abschwächen mit Silberputzpomade*) Architektur-Aufnahmen Auge Seite 205 zur
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