Beleuchtungs-Tricks
Mit dem Lichte eines Rasiespiegels (Tages- oder Kunstlicht) kann man
bestimmte Partien des Objektes aufhellen (vor kleinen Objekten, Sach-Aufnahmen,
auch bei Porträts). Zur Aufhellung von Schattenpartien nicht allzugroßer
Objekte eignen sich auch Aluminium-Folien und Staniolstücken.
Blitzlicht-Aufnahmen
Sauberstes, ungeffährlichstes, aber auch teuerstetes Blitzlicht:
der Vacublitz, der geschlossener Glasbirne rauch- und geruchlos verbrennt.
Entzündung durch eine Taschenlampe.Für den vacublitz gibt
es Auslöser, die den Verschluß gleichzeitig mit dem Blitz
auslösen (für Kameras jeder Art). Auslöser und Vacublitz
werden hierbei auf die Kamera montiert (Reportage-Aufnahmen, abends
oder bei ungenügendem Licht). - Blitzlichter in Pulverform müssen
trocken aufbewahrt werden. Das Abbrennen soll hinter der Kamera und
etwas seitlich über ihr erfolgen. Die Packungen sind stets Tabellen
beigegeben (wie auch dem Vacublitz), die angeben, welche Blende für
die gegebene Entfernung zu nehmen ist (denn da die Belichtungszeit bei
Blitzlichtern konstant ist, kann die Regulierung der einfallenden Lichtmnege
nur durch die Blende erfolgen). - Blitzlicht-Aufnahmen neigen immer
zu einer gewissen Härte, da die Beleuchtung einseitig ist.
Braune Fingernägel,
die bekannten "Entwicklerfinger", reinigt man folgendermaßen:
die Fingerspitzen werden 5 Minuten in eine Lösung von Kaliumpermanganat
1:500 getaucht. Die Braunfärbung verschwindet beim Eintauchen in
eine5prozentige Lösung von Natriumbisulfit (nach Seewald).
Dunkelkammer, kalte, im Winter
Wir alle kennen das Leiden der kalten Dunkelkammer im, Winter.
 |
Weniger
schlimm ist es, daß wir selbst frieren, schlimmer ist, daß
man vom Oktober bis März seine liebe Not hat, die Entwicklungstemperaturen
genau einzuhalten. Wärmplatte und Tauchsieder (s.
S. 79) helfen einigermaßen. Noch besser ist die
Gesamterwärmung der (meist doch nur kleinen) Dunkelkammer.
Ausgezeichnet bewährt hat sich da die Heizsonne, die die AEG
für ca. 6 Mark herausgebracht hat. Der Stromverbrauch ist der
gleiche wie ein Bügeleisen. |
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Effekte, fotografische
Callier-Effekt
Auf Grund des Callier-Effektes ergeben Vergrößerungsgeräte
mit Kondensor (s.
S. 130) härtere Bilder als Geräte ohne Kondensor.
Erklärung: das auf die Negativ-Schicht gestrahlte Licht wird um
so stärker durch die Silberpartikel der Schicht gestreut, je dichter
diese gehäuft liegen, am meisten also an den am stärksten
gedeckten Stellen des Negativs. Infolgedessen werden diese Stellen relativ
zu kurz belichtet, infolgedessen entwickeln auch die Lichter zu "kalkig",
wenn die Schattenzeichnung bereits vollkommen vorhanden ist.
Ebehard-Effekt
Gleich stark belichtete Felder entwickeln nicht mit der gleich starken
Deckung, wenn sie nicht gleich groß sind. Das kleinere Feld entwickelt
kräftiger gedeckt. Erklärung: an den Begrenzungen des kleineren
Feldes kann sich der Entwickler leichter ergänzen und somit über
das ganze Feld hin intensiver arbeiten. Aus dem E.-Effekt erklärt
sich auch die Tatsache, daß unter sonst gleichen Voraussetzungen
die Lichter eines Kleinbild-Negativs im allgemeinen brillanter im Bilde
stehen als die gleichen Lichter eines großformatigen Negativs.
Herschel-Effekt
hat im Gefolge, daß belichtete fotografische Schichten auf Rotlicht
unverhältnismäßig stärker reagieren als unbelichtete,
und zwar so, daß ein Teil des latenten (noch nicht entwickelten)
Bildes zerstört wird. Belichtete Schichten verlieren also durch
Rotbestrahlung an Schattenzeichnung. Besonders tritt der Effekt auf,
wenn mit Pinakryptol desensitierte Schichten bei Rotlicht (statt bei
Gelblicht) entwickelt werden (vermutlich auf Grund infaroter Strahlung.
s.
S. 216).
Russel-Effekt
Lichtempfindliche Schichten werden durch die Verpackung hindurch von
Dämpfen oder Strahlungen gewisser Stoffe in der Weise beeinflußt,
daß sie schleirig entwickeln. Stoffe dieser Art sind: frische
Nadelhölzer, stark holzartiges Papier, Druckerschwärze, Blei,
Zink, Stroh, Terpentinöl und manche Lacke. Fotomaterial darf deshalb
nie in neuen Schränken aufbewahrt werden.
Sabattier-Effekt
Im Sprachgebrauch mit Pseudo-Solarisation bezeichnet. Bewirkt, daß
eine an-entwickelte fotografische Schicht eine teilweise oder vollständige
Tonumkehrung erfährt, wenn sie während der weiterenEntwicklung
mit gestreutem Licht nachbelichtet wird.
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Schwarzschild-Effekt
Nur in der Sensitometrie (siehe
S. 228) von Belang. Wenn eine fotografische Schicht während
der Zeit T von der Helligkeit L getroffen wird, so ergibt daraus die
Schwärzung N (sämtliche Größen beliebig angenommen).
Wird T verdoppelt und L halbiert (doppelte Zeit bei halber Helligkeit),
so erhält man trozdem nicht die gleiche Schwärzung wie im
ersten Falle, sondern eine geringere. Die kleinere Helligkeit bewirkt
also bei entsprechend verlängerter Belichtungszeit eine geringere
Schwärzung als die größere Helligkeit bei entsprechend
kürzerer Belichtungszeit (vorausgesetzt natürlich, daß
die Produkte aus Helligkeit und Zeit in allen Fällen die gleichen
sind). Der Schwarzschild-Exponent q wirkt sich außerdem bei den
verschiedenen Schichten verschieden aus.
Sterry-Effekt
Dämpfung der am stärksten belichteten Stellen (Lichterpartien
eines Negativs) mit Hilfe eines Vorbades von Kaliumbichromat vor der
Entwicklumg (Anwendung auf zu harte Negative siehe S.
140).
Emulsion
Unter einer Emulsion im weitesten Sinne versteht man einige wäßrige
Mischung, in der sich ein in Wasser nicht löslicher Stoff fein
verteilt (kolloidal verteilt) befindet. Bei der Bromsilber-Emulsion
werden die kleinen Bromsilberkörper an eine Mischung aus Wasser
und Gelatine gebunden und darin schwebend gehalten. Diese Emulsion bildet
- die fotografische Schicht.
Entwickler-Flecke
Kann man aus Wäschestoffen dadurch entfernen, daß man die
fleckigen Stellen mit einer Lösung von übermangansurem Kali
1:20tränkt und die dann braungefärbten Flecken einige Minuten
in Wasser spült. Darauf ist eine Lösung von 30g Kaliummetabisulfit
in 1 Liter Wasser tauchen. Nach gründlichem Spülen kann das
Verfahren wiederholt werden. Auf farbigen Stoffen lassen sich die Flecken
nicht entfernen. Über "Entwicklerfinger" s. u. Braune
Fingernägel S.
206.
Entzündungen der Haut durch Metol oder Adurol s.
S. 226 unter "Salbe".
Farben-Aufnahmen *)
Grundsätzlich gelöst durch das Prinzip der farbigen Fotografie
durch die Filme "Agfacolor" und " Kodachrom "wenigstens
mit Bezug auf das farbige Durchsichtsbild (zu diesen Durchsichtsbildern
braucht man nicht unbedingt einen Projektor, es genügt zur Not
ein Betrachtungsapparat). Die Filme können in jeder normalen Kleinbild-Kamera
verarbeitet werden. Die Allgemeinempfindlichkeit ist z. Zt. Bei Agfa
15/10° DIN, bei Kodak beträgt 10 Pfennig einschließlich
Entwicklung.
Die Lösung, die man für den Farbenfilm gefunden hat, ist so
elegant, daß es lohnt, sich etwas eingehender mit dem neuen Prinzip
der Farbenfotografie zu beschäftigen.
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Wie wird die Farbe gebildet?
Man weiß schon seit Jahren, daß man der Schicht oder auch
dem Entwickler Stoffe hinzufügen kann, die bewirken, daß
sich dem Silberkorn (das wir ja vom Schwarzweiß-Film her kennen)
während der Entwicklung Farbstoffe anlagern. Bleicht man dann das
entwickelte Silber aus, so verbleibt nur noch der Farbstoff in der Schicht.
 |
Schematische Darstellung der Farbstoff-Anlagerung.
Beim Farbenfilm gießt man drei Schichten übereinander,
in denen sich während der Entwicklung jeweils eine der drei
Grundfarben Gelb, Purour und Blaugrün bildet*). Die drei Schichten
liegen folgendermaßen übereinander:
|
1 blau-empfindlich (mit Komponente für Gelb)
|
2 grün-empfindlich (mit Komponente für
Purpur)
|
3 rot-empfindlich (mit Komponente für Blaugrün)
|
Gelb Filter
Jede Schicht ist nur für eine bestimmte Farbe empfindlich (die
etwa darüberliegenden Schichten werden durchdrungen) und in jeder
der drei farbenempfindlichen Schichten wird später die entsprechende
Komplementärfarbe (s.
S. 195) neu gebildet. Zwischen Schicht 1 und 2 liegt noch
eine Blau abschirmende Gelbfilterschicht. Der Unterschied zwischen den
Verfahren Agfacolor und Kodachrom ist lediglich der, daß man in
einem Fall die Komponente, die die Farbe auslöst, der Schicht selbst
beigibt und daß man sie im anderen Fall nachträglich dem
Entwickler zusetzt. Wir wollen an Hand einer schematischen Darstellung
beobachten wie das Verfahren arbeitet.
*· Grundsätzlich: die Aufnahme erfolgt im Sinne der
additiven Farbenmischung - s.
S. 192.
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1 blau-empf. |
|
(Komp. für Gelb)
|
2 grün-empf. |
|
(Komp. für Purpur)
|
3 rot-empf. |
|
(Komp. für Blaugrün)
|
Angenommen, ein blaugrüner Farbeindruck trifft die Schicht. Er
wirkt sowohl auf die blauempfindliche Schicht 1 wie auf die grünempfindliche
Schicht 2. Wird der Film dann in einem beliebeigen Rapid-Entwickler
behandelt, so schwärzt er sich entsprechend. Von Farbe ist zunächst
noch nichts zu sehen. Und nun kommt der springende Punkt bei den neuen
Farbenfilmen: die Schicht wird nochmals, und zwar diffus belichtet und
auch nochmals entwickelt. In unserem falle kann in Schicht 1 und 2 nichts
mehr entwickelt werden, denn dort ist kein Bromsilber mehr vorhanden,
sondern nur noch metallisches Silber. Der Entwickler kann also nur in
Schicht 3 angreifen und in dieser Schicht
1 blau-empf. |
|
(Komp. für Gelb)
|
2 grün-empf. |
|
(Komp. für Purpur)
|
3 rot-empf. |
|
(Komp. für Blaugrün)
|
findet der zweite Entwickler (der ein Spezialentwickler für die
Bildung von Farbstoffen ist) die Farbkomponente vor, mit der zusammen
er Blaugrün bildet. Für das Auge ist die Schicht nach der
zweiten Entwicklung zunächst undurchsichtig schwarz. Aber es bedarf
nur noch einer Kleinigkeit, um die Farbe zum Vorschein zu bringen:
1 blau-empf. |
|
(Komp. für Gelb)
|
2 grün-empf. |
|
(Komp. für Purpur)
|
3 rot-empf. |
|
(Komp. für Blaugrün)
|
Der Film wird ausgebleicht, d. h. es wird alles metallische Silber
aus ihm herausgelöst und was übrig bleibt, ist: der farbstoff,
in unserem falle Blaugrün.
Verfolgen wir noch den Weg, auf dem eine beliebige andere Farbe entsteht.
Nehmen wir an Rot.
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Stichwortverzeichnis
1 blau-empf. |
|
(Komp. für Gelb)
|
2 grün-empf. |
|
(Komp. für Purpur)
|
3 rot-empf. |
|
(Komp. für Blaugrün)
|
Belichtet und geschwärzt wird Schicht 3, die rotempfindliche.
Infolgedessen entsteht auch nur in Schicht 3 bei der ersten Entwicklung
eine Schwärzung.
1 blau-empf. |
|
(Komp. für Gelb)
|
2 grün-empf. |
|
(Komp. für Purpur)
|
3 rot-empf. |
|
(Komp. für Blaugrün)
|
Es folgt die diffuse Belichtung und die zweite (Spezial-)Entwicklung
die nur noch in Schicht 1 und 2 angreifen kann und die dort Farbe bildet.
Darauf Ausbleichung.
1 blau-empf. |
|
(Komp. für Gelb)
|
2 grün-empf. |
|
(Komp. für Purpur)
|
3 rot-empf. |
|
(Komp. für Blaugrün)
|
Schicht 3 wird nach Ausbleichung transparent, aber in Schicht 1 und
2 haben sich Farbstoffe gebildet, in 1 Gelb und in 2 Purpur. Ergibt
in der Durchsicht Rot!
Besonders interessant ist die Entstehung von Gelb, schon deshalb, weil
sich unter den drei Schichten keine gelbempfindliche befindet. Die Chamäleonfarben
Gelb setzt sich, wiee wir von S. 194 wissen, meist aus Rot und Grün
zusammen. Infolgedessen werden durch einen gelben Farbeindruck nur die
Schichten 2 (grünempfindlich) und 3 (rotempfindlich) getroffen
und bei der (ersten) Entwicklung geschwärzt*.)
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