photoinfos.com

Vergrößerungsobjektive

2017 © Thomas Gade




Die Optik des Fotolabors

Zur Projektion des Negativs oder Dias auf das Fotopapier benötigt man ein Vergrößerungsobjektiv.

Das Negativ wird auf die Größe eines Fotopapieres vergrößert. Übliche Fotopapiere messen 10 × 15, 13 × 18, 18 × 24 und 24 × 30 cm. Poster im Format 30 × 40 und 50 × 60 sind typische Ausstellungsformate.

Je kleiner das Negativ ist, desto stärker muss es vergrößert werden. Erstellt man von einem 24 × 36 mm Negativ einen Abzug auf 24 × 30 cm großes Papier, wird es ca. im Abbildungsmaßstab 1:10 vergrößert. Hat man ein 9 × 12 cm Negativ als Vorlage, reicht der Abbildungsmaßstab 1:3.

Demzufolge muss das Auflösungsvermögen von Vergrößerungsobjektiven für kleine Negative sehr hoch sein, um es so detailliert aufzulösen, dass es auch um den Faktor zehn vergrößert scharf und detailreich abgebildet wird. Hat man größere Negative, die nicht so stark vergrößert werden müssen, reicht auch eine Optik mit einem geringeren Auflösungsvermögen.

Wichtig ist beim Vergrößerungsobjektiv, dass es nicht verzeichnet. Eine auf dem Negativ gerade Linie muss auch auf dem Abzug gerade verlaufen. Architekturaufnahmen, die hohen Ansprüchen an die exakte Wiedergabe von geraden Linien entsprechen müssen, wären sonst nicht möglich.

Brennweiten

Die korrekte Brennweite von Vergrößerungsobjektiven ist abhängig vom Negativformat. Man kann Objektive mit Brennweiten für größere Formate auch für kleinere Negative verwenden, nicht jedoch umgekehrt. Die nachfolgende Tabelle gibt übliche Brennweiten für verschiedene Vorlagenformate an.

Negativformat Brennweite
8 x 11 mm (Minox) 15 mm
24 x 18 mm (Halbformat) 28 mm
24 x 36 mm (Kleinbild) 50 mm
6 x 4,5 / 6 x 6 cm 80 mm (Speziell: Rodenstock Rodenstock WA 60 mm)
6 x 7 bis 6 x 9 cm 105 mm

Diese Brennweiten ergeben sich zum einen aus dem optischen Konstruktionsaufwand zum Realisieren hoher Ansprüche und aus der möglichst einfachen Bedienbarkeit des Vergrößerers. Es ist einfacher ein gutes Vegrößerungsobjektiv mit 80 mm Brennweite für 6x6 cm Negative herzustellen, als mit 60 mm Brennweite.

Noch besser wäre eine längere Brennweite, aber daraus ergeben sich größere Abstände zwischen dem Vergrößererkopf und dem Grundbrett, was u.a. das exakte Scharfstellen erschwert. Wenn die Brennweite zu lang ist, reicht die Säule des Vergrößerers nicht aus, um ein Bild in der gewünschten Größe auf das Grundbrett zu projizieren. Dann muss man es umständlich auf die Wand oder den Boden projizieren.

Aus diesen Gegebenheiten entstand die aufgelistete Zuordnung der Brennweiten zu verschiedenen Aufnahmeformate. Die Brennweiten entsprechen jenen der sogenannten Normalobjektive am Fotoapparat, wie das 50 mm Objektiv für Kleinbild (24 x 36 mm).

Markt

Vergrößerungsobjektive sind fast nur noch antiquarisch zu erwerben, jedoch gibt es einen reichhaltigen Gebrauchtmarkt, weil viele Dunkelkammern durch die digitale Fotografie außer Betrieb gestellt wurden.
Das Angebot ist so groß, dass man nur höchste Qualitäten erwerben sollte, weil hochwertige Vergrößerungsobjektiven im guten Zustand aus zweiter Hand oft deutlich unter 100 € zu erhalten sind. Daher lohnt sich der Kauf der ehemals preiswerten Produktlinien für Einsteiger gar nicht.

Rodenstock Rodagon

Rodenstock produzierte diverse Objektive mit der Bezeichnung Rodagon. Später auch Apo-Rodagon oder Apo-Rodagon N. Sie sind alle sehr gut und am Ergebnis sind Unterschiede in der Abbildungsqualität praktisch nicht erkennbar.  Diese Objektive werden nicht nur im Fotolabor verwendet, sondern auch in der Makrofotografie oder an Kameras in der Wissenschaft oder in der industriellen Fertigungskontrolle.

Ein einfaches Rodenstock Trinar erreicht nicht dieselbe Schärfe und hat zum Rand einen geringere Brillanz.  Besitzt man eines, kann man damit arbeiten, doch wer sich erst ein Fotolabor zulegt oder eine gute Makro-Optik für das Balgengerät, sollte ein Rodagon nehmen.

Schneider-Kreuznach  Componon

Die besten Vergrößerungsobjektive von Schneider-Kreuznach heißen Componon, Componon-S oder Apo-Componon. Im Fotolabor sind sie allesamt gut und auch hier kann man nur selten einen Unterschied in der sehr guten Abbildungsqualität erkennen.

Unterhalb der Componon Objektive ist das Schneider-Kreuznach Comparon angesiedelt. Es bildet die Mittelklasse. Darunter gibt es das Schneider-Kreuznach Componar, welches um mehrere Stufen abgeblendet werden muss, um eine akzeptable Schärfe zu erreichen. Componon Objektive sind so preiswert, dass der Kauf der darunter liegenden Varianten nicht lohnt.

Nikon El-Nikkor

Nikon baute sehr gute Vergrößerungsobjektive. Das Nikon El-Nikkor 2,8/50mm hat 6 Linsen in vier Gruppen, während das 4/50mm vier Linsen in drei Gruppen hat. Die lichtstarke Version bildet etwas besser ab und kostet gebraucht nicht mehr als die preiswertere Variante.  El-Nikkor Linsen sind in der Makrofotografie begehrt, weil das Auftreten von chromatischen Aberrationen weit über den sichtbaren Bereich hinaus korrigiert ist. Sie sind sehr gut für UV-Licht Fotografie geeignet.  

Anschluss

M39 ist das Standardgewinde der Objektive zwischen 35 mm bis 135 mm Brennweite. Die meisten heute noch brauchbaren Vergrößerer sind mit diesem Anschluss versehen. Es gibt preiswerte Adapter für Objektive mit kleineren Gewindedurchmessern, doch sind sie schwer aufzutreiben. Eventuell lässt man sich einen herstellen, doch ist das Angebot an exzellenten Vergrößerungsobjektiven mit M39 so groß, dass der Aufwand selten lohnt.


© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.