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Kodak T-MAX P3200 Schwarzweißfilm

Kodak Alaris Inc. / Eastman Kodak Company

2018 © Thomas Gade

Ab 2000 verschwanden viele Filmsorten vom Markt. Unter anderem stellte Kodak 2012 die Produktion des Schwarzweiß-Negativfilms T-MAX P3200 ein, der vor der Jahrtausendwende vor allem bei Sport- und Actionfotografen beliebt war, die auch unter ungünstigen Lichtbedingungen kurze Belichtungszeiten benötigten. Doch in diesem Jahre (2018) legte Kodak ihn wieder auf.


Produktinformationen

Hersteller Eastman Kodak Company (USA) / Anbieter: Kodak Alaris (UK)
Bezeichnung Kodak T-Max P3200 (auch Kodak P3200TMAX)
Filmtyp Schwarzweiß-Negativfilm
Filmformat Derzeit nur als 35mm Kleinbildfilm (April 2018)
ISO-Empfindlichkeit DX-Kodierung für ISO 3200, variabel einstellbar zwischen ISO 400 bis 6400
Sensibilität panchromatisch
Filmunterlage Triacetat
Preis ca. 8 € (April 2018)

Variable Empfindlichkeit


Die nominale Empfindlichkeit des Kodak T-Max P3200 beträgt 30 DIN / ISO 800. Das P im Namen steht für Push, weil der Film als Multispeed Film vorgesehen ist. Der Kodak T-Max P3200 kann variabel mit 400 bis 6400 ISO belichtet werden. Die Veränderung der Lichtempfindlichkeit findet durch verschiedene Kombinationen aus Filmentwickler und Entwicklungszeit statt. Die Entscheidung für eine ISO Einstellung muss daher für einen gesamten Film beibehalten werden.

Hohe ISO Werte kommen durch verlängerte Entwicklungszeiten zustande, die gleichzeitig den Kontrast steigern, die Zeichnung in den Schatten und Spitzlichtern verringern und das Korn grober machen. Kodak gibt für die Filmentwickler T-MAX, T-MAX RS oder XTOL sogar Werte an, mit denen ISO 25.000 erreicht werden. Die DX-Kodierung der Patrone stellt an der Kamera die Empfindlichkeit ISO 3200 ein.

Mit ISO 400 bis 800 ist dieser Film relativ feinkörnig, jedoch wird das Korn bei einer Steigerung auf ISO 1600 und höher grober. Mit ISO 3200 lassen sich Action- und Low-Light Szenen ansprechend aufnehmen, aber feinste Details, die niedrigempfindliche Filme zeigen, darf man nicht mehr erwarten.

In der Praxis müssen Fotografen selber ausloten, welche ISO Werte für konkrete Aufnahmesituationen am besten geeignet sind.

Hinweis: Wird als Lichtempfindlichkeit für den Kodak T-Max P3200 nicht ISO 3200 eingestellt, muss die Abweichung dem Fotolabor mitgeteilt werden, damit dort keine falsche Filmentwicklung zustande kommt. Am besten entwickelt man diesen Film selbst.


Kodak P3200 TMAX. P3200TMZ von Kodak Alaris.

Testfotos mit dem Kodak T-Max P3200

Kodak Alaris schickte mir im April 2018 vier Filme zum Testen. In der Nähe meines Bootsliegeplatzes war ein Wassersportverein beheimatet, in dem Wasserpolo gespielt wurde. Im Hohenzollernkanal (Berlin) waren dafür Tore verankert und die Spieler flitzten mit ihren kleinen Kanus hin und her, um den Ball in das gegnerische Tor zu bringen. Auf dem Wasser ging es ruppig zu. Die Boote stießen oft zusammen oder gerieten über- oder untereinander. Die sportliche Action mit schnellen Bewegungen konnte gut zum Testen des T-MAX P3200 herhalten.

Dafür hatte ich meine alte Pentax Z1 Spiegelreflex aus den frühen 1990er herausgekramt und ein Sigma Apo 4/300mm Teleobjektiv daran montiert. Nicht nur die Leistungsfähigkeit des Films interessierte mich, sondern auch, ob die alte Kamera der Aufgabe gewachsen war. Kein Problem, wie sich herausstellte. Der Autofokus war nicht langsamer als bei einer modernen DSLR und sogar recht treffsicher.

Die DX-Kodierung der Patrone stellte eine Empfindlichkeit von ISO 3200 an der Kamera ein. Manuell senkte ich diesen Wert auf ISO 1600, weil das Wasserpolo bei Sonnenschein stattfand und bei Blende 5,6 mit noch höherer Empfindlichkeit manchmal selbst eine 1/8000 Sekunde Belichtungszeit zu lang gewesen wäre.

Die kurzen Belichtungszeiten erlaubten das Fotografieren mit dem Teleobjektiv aus freier Hand.


29. 4. 2018. Wasserpolo auf dem Hohenzollernkanal in Berlin.

Kodak T-Max P3200. Pentax Z-1 mit Sigma Apo 4/300mm. Einstellung: ISO 1600, Blende 5,6 und 1/4000 Sekunde.  



Ausschnitt aus dem Bild. Die schnelle Bewegung der Paddel und Wassertropfen wird durch die kurze Belichtungszeit eingefroren.

Filmentwicklung und Ergebnisse

Der Film wurde mit Ilford Microphen im Mischungsverhältnis 1:1 (Stammlösung / Wasser) 10 Minuten bei 24°C entwickelt. Er geriet ein bisschen kontrastreich. Etwas kürzer hätte bei der Temperatur wohl auch gereicht.

Der Film war nicht ganz so grobkörnig wie bei der Empfindlichkeit erwartet. Er ließ sich relativ gut mit einem Nikon Coolscan 4000 scannen. Eigentlich war dieser Scanner nicht optimal für Schwarzweißfilme, weil er Korn und Kratzer betonte, doch die Ergebnisse waren okay. Dieser hochempfindliche Film bot natürlich nicht die Detailfülle von niedrigempfindlichen Filmen. Doch mit jenen wären solche Aufnahmen aufgrund zu langer Belichtungszeiten gar nicht zu bewältigen gewesen.

Inwieweit das Ergebnis mit einer anderen Entwicklung und mit besserer Fototechnik gesteigert werden kann, habe ich nicht ausprobiert.



Der Kontaktabzug zeigt, dass der Kodak T-Max P3200 gutmütig ist. Die Belichtungsmessung der Pentax Z-1 bringt bei unserem Test durchweg ordentliche Ergebnisse ohne Ausreißer.

Entwicklungszeiten

Kodak nennt in einem Datenblatt die zu verschiedenen ISO Einstellungen passenden Entwicklungszeiten für diverse eigene Filmentwickler.

Auf der Website digitaltruth.com stehen zahlreiche Kombinationen aus Entwickler und Entwicklungszeiten. Dazu gehören etliche Filmentwickler anderer Hersteller.

Gute Ergebnisse erzielten wir auch mit Kodak D76. Bei 25°C wird der Film mit ISO 400 sieben Minuten entwickelt und für ISO 6400 elf Minuten. (ISO 800 - 8 Minuten, ISO 1600 - 9 Minuten, ISO 3200 - 10 Minuten) Die relativ hohe Entwicklungstemperatur war einer Hitzewelle geschuldet, durch die die Stammlösung 25 °C warm war.

Bewertung

Die Wiedereinführung des Kodak T-Max P3200 kam überraschend. Mit ISO 3200 sind die Bildergebnisse noch recht gut, jedoch nicht auf dem Level niedrig empfindlicher Filme. Je höher die Lichtempfindlichkeit eingestellt wird, desto geringer ist die Detailauflösung und das Korn wird grober.

Eigentlich hatten die Filmfreunde einen anderen Film erwartet. Im vergangenen Jahr (2017) kündigte Kodak an, einen Diafilm für Farbfotos, den Kodak Ektachrome, neu aufzulegen. Die Freunde der analogen Fotografie atmeten auf, weil nur noch Fujifilm Diafilme produzierte und sein Sortiment immer mehr reduzierte. Dass Kodak hier wieder einsteigen wollte, wurde deshalb erfreut aufgenommen.

Aber statt des Diafilms wurde der hochempfindliche Schwarzweißfilm wieder eingeführt. Seine ursprünglichen Nutzer, meist Profis, hatten ihn längst durch Digitalkameras ersetzt. ISO Einstellungen bis 3200 liefern mit modernen Kameras erstaunlich gute Resultate und bei hochwertigen Modellen geht noch mehr. Diese hohe Lichtempfindlichkeit gepaart mit modernen Technologien zur Vermeidung von Unschärfen durch Verwackeln haben die Möglichkeiten der Fotografie enorm erweitert.

Wer also gehört heute zur Zielgruppe des Kodak T-Max P3200? Mal sehen, ob die analogen Fotografen interessante Verwendungen für ihn finden und welche Bilder sie damit aufnehmen.

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