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Rollei DF-S 290 HD

Thomas Gade © Juli 2011




Rollei hat ein neues Wort kreiert: DiaFilmScanner. So wird der Rollei DF-S 290 HD auf seiner Verpackung genannt.

Er arbeitet nicht wie herkömmliche Filmscanner mit einer beweglichen Scanzeile, die eine Vorlage beim Digitalisieren Zeile für Zeile abtastet, sondern fotografiert das Negativ oder Dia mit Hilfe einer integrierten Digitalkamera. Im Prinzip handelt es sich um eine spezielle digitale Reprokamera, deren Objektiv fest auf die Ebene scharfgestellt ist, in der sich der Film befindet. Das hoch aufgelöste Scannen eines Bildes auf einem 35mm Film dauert mit herkömmlichen Filmscannern je nach Typ zwischen eine bis mehreren Minuten. Das fotografische Reproduzieren mit dem Rollei DF-S 290 HD ist in wenigen Sekunden erledigt. Das laute Surren einer Mechanik, die eine Scanzeile bewegt, entfällt. Der Stromverbrauch ist minimal.

Mit 9 Millionen Pixeln zählt er derzeit zu den am stärksten auflösenden Scannern dieses Typs.

Der Kaufpreis bewegt sich zwischen 150 bis 200 €.

Lieferumfang



- Filmstreifenhalter
- Halter für 4 gerahmte Dias
- Diawechsler
- Reinigungsbürste
- Scanner
- USB/TV/HDMI Kabel und Stromversorgung mit USB-Netzstecker
- CD mit Handbuch und dem Bildbearbeitungsprogramm Zoner 12
- Gedruckte Kurzanleitung


Technische Daten


Auflösung 9 Megapixel
Auflösung laut Hersteller 2400 dpi; 3600 dpi (interpoliert)
Sensor CMOS Sensor
Farbtiefe 10 Bits pro Farbkanal
Lichtquelle 3 weiße LED
Speichermedium SD-Karte
Gewicht (ohne Filmhalter und Kabel) 0,45 kg
Strom 5 Volt über USB-Anschluss
Maße (ohne Filmhalter und Kabel) 82 x 86 x 152 mm

Im Handbuch vermerkt der Hersteller: "Dieses Produkt wurde ausschließlich für den privaten Gebrauch konzipiert und ist nicht für den gewerblichen Einsatz geeignet." Das Objektiv beschreibt Rollei mit dem Begriff: "Präzisions-Glaselement-Konstantbrennweite"

Handhabung



Der Scanner wird über seinen USB-Anschluss mit Strom versorgt. Die Daten werden auf einer SD-Karte gespeichert. Ein Computer zur Steuerung des Scanners und zum Speichern der Daten entfällt. Auf der CD gibt es eine Anleitung als PDF-Datei. Sie ist gut bebildert, beschränkt sich auf 26 Seiten und vermittelt leicht verständlich den korrekten Umgang mit dem Rollei DF-S290 HD.

Die Handhabung ist einfach. Man legt einen Negativstreifen in den Filmhalter oder Dias in einen der beiden Diahalter, wählt im Menue des Scanners den passenden Vorlagentyp und schiebt den Vorlagenhalter in den dafür vorgesehenen Schlitz des Scanners. Auf dem Display erscheint das Bild. Der Scanner filmt den Vorgang des Hin- und Herschiebens, so dass die genaue Positionierung ein Kinderspiel ist. Mit den Tasten am Scanner wird das Bild insgesamt aber auch farbkanalweise heller und dunkler eingestellt sowie gedreht und gespiegelt.

Stimmt der Bildausschnitt, wird die OK-Taste zweimal gedrückt. Der Aufnahme- und Speichervorgang ist innerhalb weniger Sekunden abgeschlossen.

In der Standardeinstellung interpoliert der Rollei die Daten, um 3600 dpi zu erreichen. Das ist ein sinnloser Vorgang, der nur zur Erhöhung der Dateigröße führt. Der Sensor hat 9 Millionen Pixel und darüber kann eine Interpolation der Daten nicht hinweg täuschen. Es ist empfehlenswert, sie auszuschalten.

Ergebnisse

Wir testeten den Rollei mit einem alten Farbnegativ, das 1984 belichtet wurde. Die Marke war nicht nachvollziehbar.

Rollei DF-S290 HD


Rollei DF-S290 HD
Die Farbinterpretation des alten Colornegativs ist bereits ohne nachträgliche Bearbeitung recht gut. Das Bild hat einen Rotstich, der sich leicht beseitigen läßt. Das schnelle Ergebnis aus dem Rollei DF-S290 HD ist akzeptabel.

Plustek 7600i


Plustek 7600i - Scan mit 3600 dpi - VueScan
Die Datei musste mit Photoshop bearbeitet werden, um eine einigermaßen natürlich wirkende Farbigkeit zu erhalten. Das Original direkt aus dem Scanner war bei besten Einstellungen hinsichtlich der Farbwiedergabe nicht befriedigend.


Rollei DF-S290 HD - Ausschnitt aus dem Bild



Plustek 7600i - Ausschnitt aus dem Bild


Der Plustek 7600i löst besser auf und zeigt mehr Details. Das ist an den Maschen der Wollmütze sichtbar sowie an der Haarsträhne auf der Stirn.
Der Rollei DF-S 290 HD scannt nicht das gesamte Negativ. Es findet ein Beschnitt statt. Interessanterweise unterdrückt der Rollei die Kratzer auf dem Film, während der Plustek 7600i und VueScan diesen nicht mit der Infrarotreinigung beseitigen kann. Durch die höhere Auflösung des Plustek wird die Farbkornstruktur des Farbnegativs sichtbar. ähnlich wirkende Details im Scan des Rollei sind das Resultat einer übertrieben starken Komprimierung der Dateien. Leider ist der Komprimierungsgrad nicht beeinflussbar.


Beispiel 2

Es wurde ein extrem feinkörniger Film gescannt. Der Kodak Ektar 25 gehörte zu den schärfsten Farbnegativfilmen. An dem Film sieht man den Unterschied zwischen einem herkömmlichen Filmscanner und dem schnellen Rollei DF-S 290 HD am besten. Die Komprimierung der JPG-Datei ist relativ stark und verursacht Bildstörungen. Bei diesem Beispiel hat der Plustek den Defekt auf dem Negativ erkannt und gut retuschiert. Auch ist erkennbar, dass der Rollei die Tonwerte in den Lichtern und Schatten beschneidet. Die Zeichnung in den Wolken ist stellenweise nicht vorhanden. Gleiches gilt für die dunkelsten Bildpartien. Die Interpretation der Farben wird vom Rollei DF-S 290 HD besser realisiert als vom Plustek 7600i mit VueScan. Die Auflösung des Plustek ist deutlich höher.


Rollei DF-S 290 HD - Kodak Ektar 25

Plustek 7600i

Plustek 7600i - 3600 dpi.



Rollei DF-S 290 HD - Ausschnitt



Plustek 7600i - Ausschnitt aus dem Bild

Der Plustek 7600i Filmscanner hat bei dieser Vorlage die Nase weit vorne.

Rollei DF-S 290 HD - Ausschnitt



Plustek 7600i - Ausschnitt aus dem Bild


Beispiel 3

Sannen von Dias



Nein, das ist keine optische Täuschung, sondern ein bemerkenswertes Déjà-vu Erlebnis. Der Rollei sieht mit seinem Diawechsler aus wie ein alter Diabetrachter. Rechts wird ein Stapel Dias eingelegt. Die Bilder werden über einen Schieber nacheinander in den Scanner hinein und hinaus befördert. Das funktioniert genauso gut oder schlecht wie früher. Der Diawechsler des Rollei-Scanners transportiert dickere Diarahmen zufriedenstellend und kommt mit den dünnen CS-Rahmen, die seit den 1980'er Jahren häufig verwendet wurden, nicht klar. Falls der Diawechsler mit bestimmten Rahmen nicht kompatibel ist, wird der andere Träger für vier gerahmte Dias eingesetzt.


Hier wurde ein Dia gescannt, das Licht- und Schattenpartien hat. Mit etwas digitaler Bildkorrektur ist das Ergebnis in Ordnung.

Fazit

Der Rollei DF-S 290 HD kann hinsichtlich seiner Auflösung und Schärfe nicht mit konventionellen Filmscannern mithalten. Dennoch ist er nützlich. Die schnellen Scans oder besser gesagt, fotografischen Reproduktionen, sind durchaus brauchbar. Wer zum 25jährigen Klassentreffen alte Bilder auf einem Speichermedium mitnehmen möchte, kann dieses Vorhaben mit dem Rollei DF-S 290 HD leicht umsetzen. Erstaunlich gut bewältigt der Rollei DF-S 290 HD den automatischen Weißabgleich. Selbst ganz alte Farbnegative ohne die rostrote Maskierung werden befriedigend invertiert. Das ist mit anderen Scannern und herkömmlicher Scansoftware nicht so leicht zu erreichen. Der Rollei DF-S 290 HD DiaFilmScanner ist ein ordentliches Produkt mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. Für hohe qualitative Ansprüche reicht der Rollei allerdings nicht aus. Solche sind nur mit einem wesentlich höheren technischen, finanziellen und zeitlichen Aufwand zu realisieren.

Dieser Scannertyp lässt hinsichtlich der weiteren Entwicklung von Film- und Diascannern Vielversprechendes vermuten. Spendiert man ihm ein besseres Objektiv mit Autofokus und einen größeren, höher auflösenden Sensor, beispielsweise aus dem DSLR-Segment, nebst einer Software, die das Setzen von Schwarz- und Weißpunkten erlaubt, sowie die Ausgabe von RAW oder TIF-Dateien, gäbe es den perfekten Scanner, der die langsamen und mehr oder weniger geräuschintensiven herkömmlichen Scanner weit hinter sich zurücklässt. Sicherlich wäre es bautechnisch kein Problem, damit alle Filmformate vom Pocketfilm bis zum Mittelformat abzudecken. Das Tüpfelchen auf dem I wäre die Integration der automatischen Schmutz- und Kratzererkennung, die wir bei anderen Scannern unter dem Namen ICE oder 'Magic Touch dust and scratch removal technology' kennengelernt haben.
 

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