Der Rollei PDF-S 330 Pro ist ein Multiformatscanner
für Kleinbildnegative, gerahmte Dias, Mittelformatfilme
in den Formaten 4,5x6 und 6x6 sowie Aufsichtsvorlagen bis
10x15cm. Die unverbindliche Kaufpreisempfehlung lautet 299,-
€. Der Straßenpreis lag beim Schreiben dieses Artikels
bei knapp 200 €. Der Hersteller ist das in Taiwan beheimatete
Unternehmen 'Pacific Image Electronics Co., Ltd.' (PIE).
Lieferumfang
- Scanner
- 1 Halter für 35mm Filme (Kleinbild) mit bis zu 6 Bildern
- 1 Halter für 4 gerahmte Kleinbild-Dias
- 1 Halter für Mittelformat 4,5 x 6
- 1 Halter für Mittelformat 6 x 6
- USB-Kabel
- Gedruckte Kurzanleitung
- Netzteil
Handbuch für 16 Sprachen
Technische
Daten
Auflösung
9 Megapixel
Auflösung laut Hersteller
maximal 2400 dpi; 3600 dpi (interpoliert) *
Sensor
CMOS Sensor
Farbtiefe
10 Bits pro Farbkanal
Speichermedium
SD-Karte
Gewicht (ohne Filmhalter und Kabel)
2,2 kg
Strom
5 Volt über USB-Anschluss
Maße (ohne Filmhalter und Kabel)
252 x 234 x 183 mm
* Der Hersteller Pacific Images Electronics schreibt:
"9 mega pixels CMOS sensor equals to 2,400 dpi for 35mm
film/slides. 560 dpi for 120 films, 4x 6"/ 10x 15cm Photo
prints."
Handhabung
Die Handhabung ist einfach. Entweder öffnet man die
Klappe und legt sein Bild auf das Glas oder man legt einen
Negativstreifen in den Filmhalter oder gerahmte Dias in
den Diahalter, wählt im Menue des Scanners den passenden
Vorlagentyp und schiebt den Vorlagenhalter in den dafür
vorgesehenen Schlitz des Scanners. Auf dem Display erscheint
das Bild. Der Scanner filmt den Vorgang des Hin- und Herschiebens,
so dass die genaue Positionierung ein Kinderspiel ist. Es
gibt nur wenige Einstelloptionen, die mit den Tasten rund
um die OK-Taste zugänglich sind.
Stimmt der Bildausschnitt, wird die Scan-Taste gedrückt.
Der Aufnahme- und Speichervorgang ist innerhalb weniger
Sekunden abgeschlossen. Beim Scannen von farbigen 35mm Filmen
ist eine automatische Schmutz- und Kratzererkennung aktivierbar.
Sie ist nicht für Mittelformatfilme und Schwarzweissfilme
verfügbar. Der Erkennung und Retusche von Defekten
verlängert die Bearbeitungszeit pro Bild auf 45 Sekunden.
Unterhalb des Bedienfeldes gibt es einen Umschalter mit
zwei Einstellungen für 'Photo/120 Film' und für
'135mm' (Kleinbild - 24x36mm Dias und Negative). Durch das
Umschalten werden im Scanner zwei Objektive mit unterschiedlichen
Aufnahmewinkeln gewechselt.
Zwei Objektive für unterschiedliche Formatgrößen
Ergebnisse
Aufsichtsvorlagen
Ein 10x15 Abzug (Postkartengröße)
wurde mit dem Rollei PDF-S 330 und vergleichsweise mit einem
Epson Flachbettscanner gescannt. In beiden Fällen wird
ein Ergebnis erzielt, das einen ähnlich aussehenden Druck
in der gleichen Größe ermöglicht. Die Vergrößerung
eines Ausschnitts zeigt, dass der Flachbettscanner eine höhere
Auflösung hat. Experten erkennen unschwer, dass die Schwächen
des Rollei Scanners vor allem der Dateibearbeitung (Schärfen
/ Kompromieren) geschuldet sind.
Rollei PDF-S 330 Pro
Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600
Pixel Breite)
Epson Flachbettscanner - 400dpi
Epson Flachbettscanner - 400dpi - Ausschnitt aus dem Bild
(100% / 600 Pixel Breite)
Für den folgenden Test wurde ein echtes pflanzliches
Blatt gescannt.
Rollei PDF-S 330 Pro
Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600
Pixel Breite)
Epson Flachbettscanner
Epson Flachbettscanner - Ausschnitt aus dem Bild (100% / 600
Pixel Breite)
35mm
Film
Der Filmstreifenhalter für Negative ist solide gebaut.
Farbnegativ
Farbnegative sind für viele Scanner
eine besondere Herausforderung, da sie höchst komplizierte
Systeme aus dünnen Schichten für die 'Farbkanäle'
und einer zusätzlichen orangefarbenen bis rostroten Maskierung
sind, die für traditionelle chemische Fotolaborverfahren
optimiert wurden. Im Laufe der Jahre finden Veränderungen
statt, welche Einfluss auf die Farbbalance haben und durch
einen fähigen Weissabgleich kompensiert werden müssen.
Rollei PDF-S 330 Pro - Der Weissabgleich des Scanners trifft
nicht immer.
Rollei PDF-S 330 Pro - Mit Hilfe einer externen digitalen
Bildbearbeitung ist die Datei farblich korrigierbar.
Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild. Die automatische
Schmutzkorrektur hat den Fussel links oben nicht völlig
beseitigt.
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Scan mit einem Epson Flachbettscanner
Epson Flachbettscanner - Ausschnitt aus dem Bild
35mm
- Schwarzweiss
Rollei PDF-S 330 Pro - Kleinbild 24x36 vom Schwarzweissnegativ
Rollei PDF-S 330 Pro - Ausschnitt aus dem Bild
Gute Tonwerte, aber Detailverluste durch scannerinterne Schärfung
und Bearbeitung
Vergleich: Scan des gleichen Bildes mit einem Epson Flachbettscanner.
- Ausschnitt aus dem Bild
Farbdias
Gerahmtes Diamit Rollei PDF-S 330 Pro (Pacific Image Electronics
imageboxMF) gescannt.
Der Weissabgleich des Rollei Scanner ist nicht optimal, doch
ist der Gelbstich mit jedem Bildbearbeitungsprogramm korrigierbar.
Gerahmtes Dia mit Epson Flachbettscanner gescannt. Die Tonwerte
stimmen bereits bei der Datei direkt aus dem Scanner.
6x6
Dia
Für Mittelformatfilme gibt es dünne
Halter, in die der lose Film einzuspannen ist. Dafür
sind unbedingt saubere Baumwollhandschuhe nötig, da der
Film in den Halter gefummelt werden muss. Dabei sind Oberflächenberührungen
unvermeidbar. Für gerahmte 6x6 Dias wird mit Klebestreifen
ein behelfsmäßiger Rahmen auf das Auflagenglas
geklebt, um das Positionieren beim Wechsel zu vereinfachen.
Rollei PDF-S 330 - Scan - gerahmtes 6x6 Dia
Rollei PDF-S 330 - Ausschnitt aus dem Scan
Epson Flachbettscanner - 1600 dpi - 6x6 Dia
Epson Flachbettscanner - Ausschnitt aus dem Bild, ungeschärft
Der Ausschnitt aus dem Rollei-Scan zeigt, wie stark die Datei
von dem Gerät geschärft wird. Im Inneren des Rollei
PDF-S 330 Pro sind zwei Objektive, die beim Umschalten zwischen
35mm Film und den größeren Vorlagen gewechselt
werden. Es sind keine Scharfstell- und Zoomvorgänge erkennbar.
Offenbar sind die Objektiv starr auf ihren Träger montiert.
Für eine Aufnahmefläche von 10x15cm (150cm²)
sind 9 Millionen Pixel verfügbar. Der Ausschnitt eines
gerahmten Dias misst 5,5 x 5,5cm (30cm²), also ein Fünftel
der gesamten Aufnahmefläche. Daher stehen für das
Mittelformat gerade mal 1,8 Millionen Pixel zur Verfügung.
Die Datei aus dem Rollei misst jedoch 2800x2800 Pixel, also
7,8 Millionen Pixel.
Das Dia wurde nochmals mit dem Epson Flachbettscanner mit
245dpi gescannt, um auf 1,8 Millionen Pixel zu kommen. Das
Bild wurde auf 2800x2800 Pixel interpoliert und in zwei Stufen
drastisch geschärft.
1. Unscharf Maskieren - Stärke 15 und Radius 15
2. Unscharf Maskieren - Stärke 200 und Radius 4
Das sind ungewöhnlich hohe und bildverschlechternde Werte,
um die Datei mit einem ähnlichen Schärfeeindruck
zu versehen wie die Rollei-Datei. Dennoch schneidet der Rollei
in dieser Disziplin schlecht ab. Der Scanner müßte
ein Zoomobjektiv haben, um auf die unterschiedlichen Vorlagengrößen
eingestellt werden zu können und einen Autofokus. Das
sind bereits bei billigen Kompaktkameras Standards, die diesem
Gerät gut täten.
Epson, 245dpi, interpoliert, stark geschärft
Rollei - volle Auflösung
Fazit
Der Rollei PDF-S 330 Pro ist ein schneller
Scanner für Auflagen bis Postkartengröße,
35mm Film und Mittelformat bis 6x6. Im Inneren des Rollei
PDF-S 330 Pro steckt die Technik einer kompakten Digitalkamera
mit 9 Millionen Pixeln. Er arbeitet unabhängig von einem
Computer und speichert die Bilder auf einer SD-Karte. Für
eine höhere Mobilität wäre ein zusätzlicher
Akkubetrieb sinnvoll.
35mm Filme sind mit ordentlichen Ergebnissen zu scannen. Die
Halter für 35mm Filmstreifen und gerahmten Kleinbilddias
sind solide gebaut. Für eine höhere Qualität
müßte ein herkömmlicher Filmscanner eingesetzt
werden, der viel länger zum Digitalisieren eines Bildes
benötigt. Beim Verzicht auf die Erkennung und Retusche
von Staub und Kratzern verläuft das Digitalisieren der
Kleinbilddias und -negative sehr flott. Trotz der oben genannten
Detailschwächen sind Farbdrucke bis Din A4 in befriedigender
Qualität möglich. Für Präsentationen mit
dem Beamer sind die Dateien allemale gut.
Aufsichtvorlagen wie Abzüge bis zum Format 10x15cm (Postkarte)
werden schnell gescannt. Im Büro ist der Rollei PDF-S
330 zum Digitalisieren von Notizzetteln, Kartei- und Visitenkarten
nützlich.
Mittelformate...
Rolleis zweiäugige Spiegelreflexkameras für Rollfilme
waren legendär. Auf der Verpackung des Scanners steht
'Rollei since 1920' und erinnert an die Geschichte einer Marke,
die stark mit dem Mittelformat verbunden ist. Umso mehr überrascht
der Rollei PDF-S 330 Pro beim Digitalisieren dieses Materials.
Bereits die dünnen Filmhalter für Rollfilme sind
nicht praxisgerecht. Auf dem Display ist erkennbar, dass der
Scanner den Mittelformatfilm nur als kleinen Ausschnitt der
10x15cm Fläche betrachtet.
Der Scanner 'sieht' den gesamten hellen Bereich. Darin ist
das 6x6 Dia nur ein kleiner Ausschnitt. Von den 9 Millionen
Pixeln werden gerade mal 1,8 Millionen Pixel für ein
6x6 Foto genutzt. Die Ergebnisse werden der Auflösung
der Vorlagen keinesfalls gerecht. Sogar gerahmte und nicht
besonders scharfe Dias überfordern diesen Scanner bei
weitem, wie ein Vergleich mit einem 1600 dpi Scan aus einem
Epson Flachbettscanner zeigt. Für den Ruf des Scanners
wäre ein Verzicht auf die Mittelformatoption gut gewesen.
Die hohe Erfassungsgeschwindigkeit geht mit Abstrichen in
der Bildqualität einher, die zum großen Teil der
Software zuzuschreiben sind. Sie ist in wesentlichen Aspekten
gar nicht konfigurierbar und setzt die Schwarz- und Weisspunkte
so, dass in den Lichtern und Schatten Tonwertverluste zustande
kommen. Die Schärfung und Bearbeitung der Bilder erfolgt
mit extremen Werten und geht zu Lasten von Details. Ein Blick
in die Menues von mittelpreisigen Kompaktkameras zeigt, dass
ein derart spartanisches Angebot an Einstellmöglichkeiten
weit entfernt ist von den gängigen Optionen. Die Kunden
und Händler sollten ein Firmware-update mit besseren
Parametern einfordern.
Die Idee eines kompakten Multiformatscanners auf Basis einer
Digitialkamera ist zu begrüßen und die Beschreibung
dieses Scanners seitens des Herstellers ist vielversprechend:
"superb quality". Dagegen sprechen die Ausführung
ohne Zoom und Autofokus, die fragwürdige Software und
letztlich die Ergebnisse.
Über die Gründe dieser Schwächen kann man spekulieren.
Es ist verständlich, dass der Hersteller PIE, der diverse
konventionelle langsame Zeilenscanner für hohe Auflösungen
im Angebot hat, (noch) nicht willens ist, deren Marktposition
durch schnelle, preisgünstige hochleistungsfähige
Kombigerät zu gefährden. Es wäre kein Problem,
einen Multiformat Scanner auf Digitalkamerabasis mit guter
Optik, Zoom, Autofokus, guter Software, größerem
Sensor und höherer Auflösung zu bauen. Die Komponenten
sind längst verfügbar.