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Scannen von Schwarzweißfilmen

© Thomas Gade           Inhaltsverzeichnis:

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Funktionen Quelle
Kalibrierung Zuschnitt
Scannen Schwarzweißfilm Filter
Scannen Farbnegativ Farbe
Scannen Dias Ergebnis
Filmtyp identifizieren Einstellungen

Schwarzweißfilme sind in der Regel Negative. Es gibt aber auch schwarzweiße Diapositive. Im Prinzip gilt der folgende Text für beide Filmtypen, wenngleich einige Erklärungen vor allem für die viel häufigeren Negative gelten, insbesondere die Kommentare zur Tonwertumkehrung.

Beim Scannen von Schwarzweißfilmen sind Farben unproblematisch, denn es gibt nur Graustufen zwischen hell (weiß) und dunkel (schwarz). Ob ein Scanner die gesamten Tonwertumfang differenziert unterscheiden kann, ist von der Technik abhängig und den richtigen Einstellungen des Scanprogramms.

Die Software VueScan ist gut zum Scannen von Schwarzweißfilmen geeignet, weil sie durch zahlreiche Einstellmöglichkeiten eine gute Kontrolle des Prozesses ermöglicht.

Keine automatische Korrektur von Schmutz und Kratzer!

Eine auf Infrarot basierte Erkennung von Schmutz und Kratzern ist mit konventionellen Schwarzweißfilmen nicht möglich. Das geschwärzte Silber, aus dem das Bild besteht, wird im Infrarotkanal als Schmutz wahrgenommen.

Es gibt jedoch die Kodak BW400CN und Ilford XP2 Schwarzweißfilme, die im Farbnegativprozess C41 entwickelt werden. Diese sogenannten chromogenischen Schwarzweiß-Negativfilme sind für die automatische Korrektur von Schmutz und Kratzer sehr gut geeignet. Leider ist der Kodak BW400CN nicht mehr erhältlich. Schade drum, denn beide Filme mit jeweils ISO 400 sind scharf und sehr feinkörnig.

Für alle anderen Schwarzweißfilme gilt, dass die Funktion ICE, bzw. Infrarot-Reinigung nicht funktioniert. Sie muss unbedingt deaktiviert werden, um Bildeffekte zu vermeiden. Das Konkurrenzprodukt SilberFast enthält eine Funktion, mit der angeblich Kratzer auch aus konventionellen Schwarzweißfilmen retuschiert werden können. Sie taugt aber nichts.

Der richtige Scanner für Schwarzweiß

Viele Scanner wurden optimiert, um sehr dunkle Partien in Filmen befriedigend zu digitalisieren. Mit frühen Filmscannern konnten die ganz dunken Partien von Filmen nicht in differenzierte Tonwerte aufgelöst werden. Sie blieben schwarz ohne Zeichnung, bzw weiß bei Negativen nach der Tonwertumkehrung. Die Grenze der Fähigkeit, dunkle Filmpartien noch mit unterschiedlichen Tonwerten zu digitalisieren, wird mit dem Wert Dmax bezeichnet. Die Herstellerangaben dazu sind nicht verläßlich und bei Geräten, die ab 2000 gebaut wurden, oftmals übertrieben.

Flachbettscanner

Der uralte Flachbettscanner Agfa Snapscan 1236s mit Durchlichteinheit hatte laut Hersteller einen Dmax 2,4. Die speziellen Filmscanner sollen laut Hersteller Dmax Werte zwischen 3,2 bis 4 haben. Ein Unterschied ist jedoch nicht erkennbar.

Ein Blick in Datensammlung 'Labor-Technik' aus dem Jahre 1982 zeigt, dass kein handelsüblicher Film eine höhere Dichte als 3,8 hat. Sie liegt meistens deutlich darunter. Exoten wie der Technical Pan von Kodak konnten die 4er Grenze überschreiten. Farbnegativfilme haben maximale Dichten, die unter 3 liegen. So sollten alle derzeit am Markt befindlichen Geräte die dunkelsten (dichtesten) Filmzonen durchdringen. Die Praxis zeigt, dass bei Scannern, die ab dem Jahr 2000 gebaut wurden, häufig stark übertriebene Dmax Werte genannt werden. Aber die Angaben für alte Scanner aus den 1990ern von Agfa, Linotype und sonstigen Größen waren verläßlich. Der der oben genannte Agfa Snapscan 1236s (Dmax 2.4) digitalisiert alte Glasplatten und große Schwarzweissnegative in guter Qualität mit einer schönen Differenzierung der Tonwerte.

Es ist natürlich längst nicht mehr anzuraten, diesen Oldie aus den 1990ern zu verwenden. Sehr gut geeignet sind Flachbettscanner von Epson aus der Perfection Photo Serie.
Das Modell Epson Perfection 3200 Photo ist hervorragend und kostet heute (2018) gebraucht ca. 30 €. Die Vorgänger sollte man nicht mehr nehmen. Alle Nachfolger boten für Schwarzweißfilme keine Verbesserungen, weil - wie bereits erwähnt - die später hinzugekommene Infrarot-Reinigung nicht funktioniert. Die aktuellen Versionen V800 und V850 sind relativ teuer und nicht besser.

Auch empfehlenswert ist der ältere Epson Perfection 4990 Photo. Er kostet gebraucht und im guten Zustand und 100 €. Da er bereits die Infrarot-Reinigung anbietet, ist ja auch für Farbfilm gut geeignet.


Der Schwarzweissnegativfilm zeigt die Bilder mit umgekehrten Helligkeiten. Die dunklen Schatten sind hell. Helle Wolken erscheinen dagegen dunkel. Beim Vergrößern eines Abzugs kehren sich die Tonwerte um.


Hellste Bildstellen sind problematisch

Doch nicht die dichten Negativpartien sind beim Scannen von Schwarzweissfilmen problematisch sondern die hellsten Stellen. Kein Film ist vollkommen transparent. Das gilt besonders für Farbnegativfilme, die eine orange-rötliche Einfärbung haben. Selbst Schwarzweißfilme können einen Farbton in den transparenten Zonen aufweisen. Beim Belichten der Filme erreicht eine mehr oder weniger starke Dosis Licht die lichtempfindliche Schicht. Es bedarf einer Mindestdosis, um eine fotografisch wirksame Reaktion hervorzurufen. Die Partien eines Filmes, die zarte, gerade so erkennbare Strukturen in den fast transparenten Zonen aufweisen, sind sehr schwer zu scannen.

Das sind Bildzonen, die bei der Tonwertumkehrung vom Negativ zum Positiv dunkle Stellen darstellen, also die Schatten unter einem Torbogen oder die Fasern eines dunklen Kleides. Viele Scanner können in den nahezu völlig transparenten Partien unterschiedliche Tonwerte nicht ordentlich auseinanderhalten. Deshalb kommt es dort zu sichtbaren Tonwertsprüngen ohne fließende Übergänge oder es geht Zeichnung verloren. Nach der Tonwertumkehrung gibt es in den dunklen Bildpartien inselähnliche schwarze Flecken mit scharfen Grenzen zu der übrigen helleren Umgebung.

Filmscanner für Schwarzweiß

Dieser Effekt tritt bei Flachbett- und alten Filmscannern mit Leuchtstoffröhren im geringeren Maße auf als mit hochauflösenden Filmscannern wie dem Nikon Coolscan 5000. Dieser Top-Scanner für Farbfilme ist für SW weniger geeignet, weil bei konventionellen Schwarzweißfilmen keine automatische Schmutz- und Kratzererkennung (ICE) funktioniert und somit einer der Vorteile der teuren Nikon Coolscan Filmscanner nicht zum Tragen kommt. Im Gegenteil, ihr gerichtetes Licht betont Kratzer, während Streulicht es unterdrückt. Ferner haben die Nikon Coolscan 4000 und 5000 Filmscanner eine äußerst geringe Schärfentiefe, die bei gewölbten Filmen keine Schärfe über die gesamte Bildfläche zulässt.

Unter Kennern ist der uralte Polaroid Sprintscan 35 Plus bis heute (2016) als flotter Spezialist für Schwarzweißnegative bekannt. Ersetzt man den lauten Lüfter gegen einen leisen und schafft es, den Polaroid Sprintscan 35 Plus mit SCSI zum Laufen zu bekommen, ist er sehr gut einsetzbar. Man braucht aber spezielle Filmstreifenhalter, die schwer zu erhalten sind. Alternativ kann man jeden Plustek OpticFilm der 7000er und 8000er Serien nehmen.

Einstellungen für Schwarzweißnegative

Folgende Änderungen der Standardwerte sind eine gute Ausgangsbasis für optimale Scans.

Register


Filter Hier wird alles deaktiviert!

 
Farbe Schwarzpunkt 0,001 (oder 0,002)
Weisspunkt 0,01*
Hersteller SW KODAK**
Marke S/W Internegative***
Typ S/W egal, jeder Wert ist in Ordnung
   
*Der Weißpunkt darf keinesfalls auf dem Standardwert '1' stehen!
** Alle anderen Filmtypen führen zu nichts.
*** Nur die 'Marke' Internegative erlaubt die Differenzierung des größten Tonwertbereichs
 

Ergebnis TIFF-Datei aktivieren (Haken setzen)
TIF-Dateityp 16 Bit Grau
JPEG-Datei deaktivieren (Haken löschen)
   
Die Ausgabe als Tif-Datei mit 16 Bit pro Kanal ist wichtig, um den maximalen Spielraum für Tonwert- und Kontrastoptimierungen zu haben.

Konkreter Film

Der verwendete Filmtyp wird bei Hersteller S/W eingetragen. Es ist jedoch falsch, den konkreten Film einzutragen, weil nur mit dem Profil für den Film KODAK Internegativ stets die größtmögliche Kontrolle über die gesamten zu differenzierenden Tonwertbandbreite möglich ist. Bei allen anderen Profilen, also eingestellten Filmtypen, ist mit Zeichnungsverlusten in den hellsten und in den dunkelsten Stellen zu rechnen.

Weiß- und Schwarzpunkt

Bei der Einstellung des Weißpunktes und Schwarzpunktes ist beim Schwarzweißfilm zu berücksichtigen, dass Kratzer auf dem Film oft bedeutend heller sind als die Tonwerte des eigentlichen Bildes. Bei einem überbelichteten Schwarzweißnegativ, das nach der Entwicklung ein dunkles Bild zeigt, sind Kratzer in der Schicht als helle Streifen erkennbar. Beim Scannen werden die Tonwerte umgekehrt. Die Scansoftware verteilt die Tonwert beginnend von den dunkelsten Partien auf dem Negativ bis zu den hellsten. Da die Kratzer sehr viel heller sind als das Negativ, sollte man den Weißpunkt so setzen, dass die Kratzer nicht anders bewertet werden als die hellsten Stellen des Negativs.

Das Setzen eines Schwarzpunktes und Weißpunktes zum Festlegen welche Tonwerte von Schwarz bis Weiß differenziert werden, ist in der Praxis nicht so einfach, da die Kratzer, durch die Licht ungehindert tritt oder Staub, der es völlig blockiert, die Messtechnik stören. Auch mithilfe eines Histogramms ist es schwierig.

16 Bit Graustufe (TIF Format)

Da deshalb eine optimale Einstellung kaum möglich ist, werden der Weiß- und Schwarzpunkt so gesetzt, dass auf jeden Fall der gesamte Tonwertumfang des Fotos dazwischen liegt.

Steht der Weißpunkt auf 1 (Standard) differenzierte Scanner nicht mehr die dunkelsten Bildpartien in ihre Tonwerte. Nach der Tonwertumkehrung sind das die hellsten Stellen im Bild. Das können zarte Strukturen in Wolken sein oder auch ein Textilgewebe in einem hellen Stoff.
Schwarzweißfilme werden selten so gescannt, dass die Bilder gleich knackig herauskommen, sondern sind eher flau, um keine Zeitungsverluste in den Lichtern und Schatten zu haben.

Die Bilder werden als Graustufen mit 16 Bit Farbtiefe gespeichert, um anschließend mit einem Bildbearbeitungsprogramm die abschließende Tonwertbearbeitung vornehmen zu können ohne Tonwertverluste zu erleiden. Das geht nicht im JPG Dateiformat, sondern als TIF. Die Dateien sind deshalb ziemlich groß, was früher ein Problem dargestellt hatte, aber bei heutigen Computern keine Beeinträchtigung mehr darstellt.

Die Tonwertkorrekturen wie das Anheben des Kontrastes oder das Heranschieben des Weißpunktes an das linke Ende des Histogramms findet in der nachträglichen Bildbearbeitung mit Photoshop oder einem ähnlichen Programm statt.

Bei größeren Bildbeständen sollte man im Bildbearbeitungsprogramm eine automatische Bearbeitungsfunktion speichern. Sie heißt im Photoshop Aktion und kann die Verbesserung der Bilddateien beträchtlich beschleunigen.


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Kalibrierung Zuschnitt
Scannen Schwarzweißfilm Filter
Scannen Farbnegativ Farbe
Scannen Dias Ergebnis
Filmtyp identifizieren Einstellungen


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