SilverFast HDR 8
2017 © Thomas Gade
SilverFast HDR 8.2. Konvertierung eines abfotografierten Farbnegativs
Technische Daten
Hersteller | LaserSoft Imaging AG |
Bezeichnung | SilverFast HDR 8 |
Preis | 249 € für SilverFast HDR 8.8 399 € für SilverFast HDR Studio 8.8 |
Betriebssystem | Windows Vista bis 10 (64 Bit) * MacOS ab 10.3 |
Besonderheiten
SilverFast HDR (High Dynamic Range) ist keine Scansoftware, sondern wird zur Bearbeitung von Bilddateien
auf der Festplatte genutzt. Jedoch ist es kein Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop; es dient dazu, das Digitalisieren in zwei getrennte Schritte aufzuteilen. Beim Scannen erzeugt SilverFast Ai
Rohdateien (48-Bit), die anschließend
mit SilverFast HDR verarbeitet werden. Seit SilverFast Ai 6.6.1 können auch 64-Bit HDRi Dateien gespeichert werden, die neben den RGB Daten auch die Infos des Infrarotkanals zur Defekterkennung enthalten, sofern der Scanner diesen Kanal liefert.
Zweistufig digitalisieren
Scannen mit SilverFast Ai, bearbeiten mit SilverFast HDRIn den Zeiten, als Computer noch nicht so leistungsstark waren, hatte das zweistufige Digitalisieren seinen Reiz. Beim Scanvorgang wurden nur Rohdateien erzeugt und nicht darauf gewartet, dass diese anschließend von der Software auch gleich bearbeitet wurden, denn mit Computern, die vor 2010 hergestellt wurden, bedeutete dies eine spürbare Verlängerung der Scandauer, insbesondere wenn eine infrarotgestützte Defekterkennung und -retusche stattfand.
SilverFast HDR ermöglichte es, einen Stapel Rohdateien der Reihe nach automatisch zu verarbeiten. Nach Eingabe der Parameter vor dem Starten des Vorgangs konnte er ohne Beisein einer Person auch in die Nachtstunden ablaufen. Dies bedurfte erweiterter Kenntnisse und einen sorgsam durchdachten Arbeitsfluss.
Mit modernen Computern und schnellen Speicher ist dieses Verfahren überflüssig, weil die von den Scanprogrammen vorgenommenen Korrekturen nur noch sehr wenig Zeit beanspruchen. Eine spürbare Zeitersparnis durch ihre anschließende Verarbeitung mit SilverFast HDR gibt es nicht mehr.
HDRi Workflow
SilverFast
Ai 6 enthält die Option zur Ausgabe von
16 Bit (48 Bit/RGB) Rohdateien, ab SilverFast Ai 6.6.1 auch als 64 Bit mit Infrarotkanal. Sie enthalten
die Meßergebnisse des Scanners. SilverFast
HDR kann diese Daten nach Vorgaben des Anwenders
einzeln oder im Stapelverfahren interpretieren.
Mit VueScan oder Photoshop geht das ebenfalls.
Wer mit Photoshop ab Version 6 arbeitet
und mit den Korrekturfunktionen und der
Stapelverarbeitung vertraut ist, benötigt
SilverFast HDR in der Regel nicht. Die Bewahrung
der Rohdaten ist nicht uninteressant, da Software
weiterentwickelt wird und spätere Versionen
eventuell mehr aus ihnen hervorzaubern können.
Es wird verbesserte Kratzer- und Schmutzbeseitigungsprogramme
sowie Möglichkeiten der Farb- und Tonwerteinterpretation
geben. LaserSoft nutzt diesen Gedanken, um HDRi als ideales Archivformat zu beschreiben.
Der Konkurrent VueScan bot schon lange die Möglichkeit bei Scannern mit Infrarotkanal 64-Bit-Dateien zu speichern. LaserSoft führte dies erst 2009 ein.
Im LaserSoft Newsletter aus dem Juni 2009 hieß es: "Dieses Verfahren stellt eine Revolution im Bereich RAW-Bildverarbeitung für Scanner dar." Ein alter Hut für VueScan Anwender, sie konnten darüber nur milde lächeln.
Interpretation abfotografierter Farbnegative
SilverFast HDR kann sehr gut in einen Workflow zum Interpretieren von abfotografierten Farbnegativen integriert werden. Siehe: Konvertierung abfotografierter Farbnegative mit SilverFast HDR 8SilverFast 8.8. HDR Studio
Bei SilverFast HDR 8.8 wird die bunte Oberfläche beibehalten und wirkt durch viele farbige Icons und unverständliche Kürzel unübersichtlich. Die Bedienung von SilverFast 8.x ist daher nicht intuitiv, sondern muss erlernt werden.
Auf einem einzelnen Bildschirm ist die Standardoberfläche überfrachtet und es gibt verwirrenden Kürzel wie GANE, PrinTao und AACO, die einem zunächst gar nichts sagen. Ohne Handbuch zur Erklärung kommt man nicht weiter.
Beim Arbeiten mit zwei Monitoren kann man die Werkzeuge vom Bild abkoppeln und sich eine angenehmere Arbeitsatmosphäre schaffen.
Wie öffnet man eine Datei?
In anderen Programmen kommt man über 'Datei -> Öffnen' zur Eingabe des Pfades zur gewünschten Datei. In SilverFast HDR lautet der Pfad: 'Bild -> Scanmodus -> Datei'. Dass der Begriff 'Scanmodus' zu 'Datei' führt, ist alles andere als logisch und wird während längerer Nutzungspausen gerne vergessen. Im Programm SilverFast HDR sollte statt Scanmodus 'Datei öffnen' stehen.
Fazit
Aufmerksamen Lesern entgeht sicherlich nicht, dass wir ein zwiespältiges Verhältnis zu SilverFast haben. Das verspielte, bunte und unübersichtliche Design sowie der hohe Preis stehen aus unserer Sicht einer warmen Empfehlungen entgegen.
Auch finden wir die Funktion SDR zur Defekterkennung und Retusche ohne Infrarotkanal unbrauchbar. Eine uralte Freeware von Polaroid (Polaroid Dust & Scratch Removal / nur 32 Bit) aus den späten 1990ern ist immer noch haushoch überlegen und mit Adobe Photoshop zu verwenden. Es ist seltsam, dass die Profis von LaserSoft hier noch keine bessere Lösung gefunden haben. Gerade beim Scannen von alten zusammengerollten Schwarzweißfilmen begegnet man oft parallelen langen Kratzern, die eigentlich leicht zu identifizieren sein sollten.
SilverFast HDR kann im Rahmen eines Archivs, das Rohdaten aus Scannern als Master speichert, eine wichtige Rolle spielen, jedoch behagt uns die Abhängigkeit von den Produkten eines Softwareentwicklers nicht. Dies kann je nach Archiv und hauseigener Philosophie anders gesehen werden. Vielleicht fühlt man sich durch die Kompliziertheit wohler, weil eventuell kopierte Daten dann nicht so einfach von unrechtmäßigen Nutzern geöffnet werden können.
Nützlich ist SilverFast HDR heute vor allem zur Interpretation der Dateien von abfotografierten Farbnegativen, weil RAW-Konvertern nicht über die nötigen Werkzeuge verfügen, um leicht farbgetreue Bilder zu produzieren. Hier ist SilverFast HDR eine interessante Option in Kombination mit MakeTiff von Christoph Oldendorf (ColorPerfect / lizenzpflichtig). Wer Farbnegative mit der digitalen Kamera kopiert, anstatt sie zeitaufwendig zu scannen, sollte die Einbeziehung von die SilverFast HDR in seinem Workflow erwägen.
© Thomas Gade
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