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Sky-Watcher Star Adventurer Mini SAM

Nachführeinrichtung zur Astrofotografie



2018 © Thomas Gade


Sony Alpha 6300 mit Sony E 50mm F1.8 Objektiv auf der Sky-Watcher SAM

Sky-Watcher Star Adventurer Mini (SAM)

Die SAM von Sky-Watcher ist eine Nachführung, die modular stark ausgebaut werden kann. Das Basismodul in der Größe einer Orange enthält ein Fach für zwei Akkus oder Batterien im AA Format. Zudem ist eine externe Stromversorgung möglich über ein USB-Kabel. Am Beobachtungsort eignen sich dafür die Powertanks für Smartphones.

Auslösen der Kamera durch die SAM

Ein kleiner Klinkensstecker ermöglicht eine Verbindung mit der Kamera. Dieses Feature ist beachtlich. Einerseits kann man manuell bei den meisten digitalen Kameras als längste Belichtungszeit 30 Sekunden einstellen. Im Modus B erfolgt das Öffnen und Schließen des Verschlusses jedoch über die Fernbedienung. Die Steuerung der SAM ermöglicht die Eingabe von Belichtungszeiten, die nicht auf eine Höchstdauer von 30 Sekunden beschränkt sind.

Zudem kann man gleich eine Serie Aufnahmen in Auftrag geben. Dann wird jedes Mal der gleiche Himmelsabschnitt mit derselben Belichtungszeit fotografiert. Diese Aufnahmen werden durch spezielle Stackingprogramme der Astronomen zu einem Einzelbild mit geringerem Rauschen verrechnet.

Technische Daten

Hersteller Sky-Watcher
Bezeichnung Star Adventurer Mini / SAM
Preis 229 € (SAM Photo Set) / 320 € (SAM Pro Pack)
Gewicht 631 g Basismodul plus 70 g für die kleine Platte für den Stativkopf
Tragkraft lt. Hersteller 2 kg
Stromversorgung zwei AA Akkus oder Batterien, alternativ USB Stromanschluss
Größe 76 x 105 x 117 mm *

* Der Hersteller nennt als Größe 76 x 70 x 103 mm. Das ist falsch, weil seitlich Drehknöpfe überstehen und unbedingt eine Platte zum Anschrauben des Stativkopfes anmontiert sein muss.

Smartphone als Fernbedienung

Die Steuerung der Sky-Watcher SAM erfolgt ausschließlich über das Smartphone. Viele Menschen die sich ihr Leben nicht mehr ohne Smartphone(-stress) vorstellen können, werden die folgende Kritik möglicherweise nicht teilen. Aber eine einfache Nachführung für Astroaufnahmen sollte in der Anwendung einfach und zuverlässig sein. Sie sollte nicht abhängig von einem zusätzlichen Gerät.

Zu ärgerlich wäre es, deswegen an einem abgelegenen Urlaubsort mit wunderbarer Sicht auf den Nachthimmel Probleme zu bekommen. Ferner sind Smartphones während der nächtlichen Beobachtung von Sternen auch aus anderen Gründen kritisch. Die Augen benötigen für die sogenannte Hell-Dunkel Adaption mindestens eine halbe Stunde. So lange dauert es, bis der Mensch sein Sehvermögen optimal auf die schwachen Lichtbedingungen bei Nacht eingestellt hat. Doch schon ein kurzer Blick auf ein hell erleuchtetes Smartphone Display vermindert für mehrere Minuten die Fähigkeit, die schwach leuchtenden Sternen optimal zu sehen. Es muss erneut eine Hell-Dunkel Adaption stattfinden. Auch eine Astroaufnahme kann durch das Aufleuchten des Displays während der Belichtungszeit misslingen.

Bei unserer Installation mit einer schnellen Internetverbindung mitten in Berlin kam die Meldung, dass ein unerwartetes Problem aufgetreten war und man es zu einem späteren Zeitpunkt noch mal versuchen sollte. Nervig! Später klappte es.

Die App von Sky-Watcher hat einen Nachtmodus mit schwarzem Hintergrund und überwiegend roter Schrift. Aber zum Eingeben einer Belichtungszeit öffnet sich ein helles Tastenfeld!

Für die Verbindung mit der SAM wird die WLAN Verbindung des Smartphones umgeschaltet, also vom Internet-Router getrennt. Vielleicht möchte man das gar nicht, weil per WLAN aus dem Internet Astrodaten abgerufen werden. Eventuell wäre die Weiternutzung eines ausgemusterten Smartphones ausschließlich als Fernbedienung der SAM ein Ausweg.

Gegen das Smartphone sprechen auch Touchscreens, die in eisiger Nacht nicht auf kalte Finger oder eine Bedienung mit Handschuhen reagieren. Dumm auch, wenn abends der Akku des Smartphones schwächelt.

Gescheiterter Test - Keine Verbindung zwischen Smartphone und SAM

Zum Testen der Sky-Watcher SAM und weitere Nachführeinrichtungen wurde eine Reise in die Region Sternenpark im brandenburgischen Westhavelland unternommen. Rund 70 km westlich von Berlin sind sternenklare und mondlose Nächte hier besonders dunkel. Neben der Sky-Watcher SAM kam der Vixen Polarie Star Tracker zum Einsatz sowie der Omegon Mini Track LX2. Die beiden Konkurrenten funktionierten einwandfrei. Besonders der Vixen Polarie erwies sich als Nachführeinrichtung mit hoher Genauigkeit.

Jedoch scheiterte der Einsatz der Sky-Watcher SAM an der notwendigen WI-FI Verbindung mit einem Smartphone. Die Star Adventurer Mini App war installiert und hatte bei Tests zuhause tadellos die SAM gesteuert. Aber nachts auf freiem Feld suchte das Smartphone vergeblich nach einer Verbindung.

Kaum zu glauben. Woran lag es? Das Smartphone zeigte einen Akkufüllstand von 92% an. Die SAM war mit frisch geladenen Eneloop Akkus bestückt. Nach dem Einschalten gingen auch mehrere LED an. Jedoch suchte das Smartphone vergeblich. Reichte der Strom nicht? Ich hatte noch einige teure Lithium Batterien im Gepäck. Die Akkus wurden aus der SAM genommen und durch zwei Lithium Batterien ersetzt. Es blieb dabei, die SAM und das Smartphone wollten nicht miteinander kommunizieren.

Wenn die SAM für den Fall wenigstens einen An- und Ausschalter für die Nachführung hätte. Schließlich ist die Geschwindigkeit ja immer gleich. Auf die Steuerung der Kamera durch die SAM kann man verzichten.

Diesen Fall las ich bislang in keinem Review. Leider konnte der Versuch bedingt durch schlechtes Wetter und durch den zeitlich begrenzten Aufenthalt auf dem Land nicht wiederholt werden, bevor das Leihgerät zurückgeschickt werden musste.

Ergänzend sollte hinzugefügt werden, dass ein anderer Astronom mit einer hochwertigen Sky-Watcher AZ-EQ6 GT Montierung am selben Ort Schwierigkeiten mit der Initialisierung hatte. Er bekam die GOTO Funktion (Einstellen des Teleskops auf das gewählte Himmelsobjekt) nicht in Gang, obwohl er aus meiner Sicht alles richtig einstellte und den Vorgang mehrfach wiederholte. Allerdings hat diese Montierung den Vorteil, dass sie trotzdem mit Sterngeschwindigkeit rotiert. Man muss nur das Teleskop selbst auf den richtigen Himmelsteil richten. Leider wollte unsere kleine SAM dieser Arbeit nicht ohne ein Kommando vom Smartphone aufnehmen. Wer weiß, welcher Geist dort sein Unwesen trieb und uns mit solchen technischen Problem in der nächtlichen Kälte beschäftigte.

SAM im Pro Pack - Modulares System aus (zu) vielen Teilen



Im Gegensatz zum SAM Photos Set, das dem Polsucher, seine Beleuchtung, das Basismodul und die Anschlussplatte für einen Kugelkopf enthält, gibt es das Pro Pack. Neben der Star Adventurer Mini enthält es viele Teile, die modular kombiniert werden können. Zusätzlich ist sogar noch eine optionale Stange mit Gegengewicht erhältlich.

Das Konzept hinter diesem Baukasten ist nicht ganz schlüssig. Insgesamt ist alles zu viel, um eine Fotoausrüstung mit Weitwinkelobjektiv bis zum schwachen Tele astrotauglich zu machen. Die Lösung soll einfach sein und mobil, also auch urlaubstauglich. Die Vielfalt der Teile ist anstrengend.

Stabile Metallteile neben dünnem Plastik

Die billige Abdeckung des Batteriefachs aus dünnem Plastik passt gar nicht zu der sonst sehr robust gebauten SAM. Sie ist nicht in einem Scharnier befestigt, sondern geht ganz ab und ist schwarz. Das ist nicht gerade ideal, wenn nachts ein Batteriewechsel erfolgt und die Abdeckung versehentlich herunterfällt. Die auf der anderen Seite befindliche Plastikabdeckung macht ebenfalls nicht den Eindruck, einen robusten Stoß vertragen zu können.







Beim Anblick der Sky-Watcher SAM in voller Ausstattung stellt sich die Frage, warum man nicht gleich eine kleine parallaktische Montierung für Teleskope verwendet, die nicht aus so vielen Einzelteilen besteht, aber insgesamt kaum größer und schwerer ist. Um eine Kamera zu befestigen, fehlt noch der Kugelkopf.

Außer dem Basismodul und der Anschlussplatte für den Stativkopf sind die anderen Teile nicht wirklich nötig. Bei Sicht auf einen Himmelspol unterstützt der Polsucher die Ausrüstung. Aber auf die fragile Beleuchtung für die Skala kann man verzichten, sie wird in der Praxis ohnehin nicht lange überleben. Sollte man sich für diese Nachführeinrichtung entscheiden, empfehle ich das kleine SAM Photo Set.



Die Sky-Watcher Polhöheneinstellung (Wedge) für den Star Adventurer kann auf ein Fotostativ geschraubt werden. Die Nachführeinrichtung Star Adventurer wird obenauf montiert. Dieser spezielle Stativkopf wird verwendet, um sie mit dem richtigen Neigewinkel und nach Nord-Süd ausgerichtet parallel zur Erdachse auszurichten.

Die Polhöheneinstellung kostet einzeln rund 70 € und bietet dafür den Komfort der Mechanik zum Ausrichten einer großen parallaktischen Montierung. Das ist gut gedacht, aber irgendwie zu viel des Guten bei einer kompakten mobilen Lösung für die Astrofotografie mit einer guten Kamera. Die Polhöheneinstellung ist nämlich nur für diesen Zweck zu gebrauchen, während beispielsweise ein stabiler Neigekopf, wie der SIRUI L-20S dies ebenfalls leistet und darüber hinaus für viele andere fotografische Arbeiten zu gebrauchen ist.



Stabiler Neigekopf aus der Fototechnik statt der speziellen Polhöhenwiege

Vixen-Klemmsystem statt Arca-Swiss Befestigung

Ein Schwachpunkt der Polhöheneinstellung von Sky-Watcher ist die unnötig komplizierte Befestigung der Nachführeinrichtung. Dafür wird eine kurze Schwalbenschwanzschiene an sie geschraubt. Eine Klemmvorrichtung an der Polhöheneinstellung dient zum Anbringen. Hier hätte sich Sky-Watcher auf das Vixen-GP kompatible Klemmsystem verzichten können und stattdessen die Nachführeinrichtung mit einem Arca-Swiss kompatiblen Profil versehen. Hätte nun auch die Polhöheneinstellung die dazugehörige Befestigung für Arca-Swiss Wechselplatten, dann wäre sie auch leicht für andere Fotoarbeiten zu verwenden.



Das Basismodul mit Anschlussplatte für den Stativkopf wiegt ca. 700 g. Die zusätzlichen (!) Teile des Pro Packs bringen weitere 1242 g auf die Waage. Sie war mit leerer Schale auf 0 g eingestellt.

Bewertung

Das Basismodul der SAM macht einen guten Eindruck, sieht man von dünnen Plastikabdeckungen ab. Das modulare System positioniert die komplett ausgestattete SAM so sehr in der Nähe einer richtigen parallaktischen Teleskopmontierung, dass man gleich eine komplette kaufen könnte.

Beschränkt man sich auf das Basismodul, die Anschlussplatte für einen Stativkopf und den Polsucher, ist die SAM eine gute Ergänzung einer bereits vorhandenen Fotoausrüstung, zu der auch ein gutes Stativ gehört.

Die Steuerung der SAM funktionierte bei unseren Tests zu Hause gut, aber beim nächtlichen Einsatz kam die WI-FI Verbindung mit dem Smartphone nicht zu Stande. Daher können wir keine Aussagen über die Präzision der Nachführung und Zuverlässigkeit in Anwendung machen. Wir gehen davon aus, einfach Pech gehabt zu hatten und dass es kein typisches Verhalten der SAM ist. Dafür sprechen diverse positive Rezensionen im Internet von Benutzern, die selbst mit Brennweiten zwischen 200-300 mm mehrere Minuten lang fotografierten, ohne dass die Sterne zu gebogenen Strichen wurden.

Wenn bereits ein gutes Fotostativ mit einem soliden Stativkopf vorhanden ist, vorzugsweise einem Neigekopf, reicht das preiswerte SAM Photo Set. Probieren Sie aus, ob die Steuerung durch das Smartphone bei Ihnen gut funktioniert. Falls ja, ist die Sky-Watcher SAM eine gute Option zum Update der Fotoausrüstung für die Astrofotografie. Wenn es nicht klappt, kann man sie ja zurückschicken.

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