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Expression Media 2

Thomas Gade   ©   Dezember 2010


Expression Media 2 ist ein Katalogisierungsprogramm für Fotos und Filme, das Microsoft für Windows und Mac-User anbietet. Ursprünglich hieß das Programm iView MediaPro und wurde 2006 von Microsoft übernommen und umbenannt.

Neben diversen Bildformaten verwaltet Expression Media Musik, Videos, PDF-Dateien und Flashdaten. Mit dem Programm werden Daten katalogisiert. Sie können auf verschiedenen Speichern verteilt sein inklusive mobilen Datenträgern, die zum Mustern des Katalogs nicht angeschlossen sein müssen. Außer zur Katalogisierung eignet Expression Media sich zum Drucken der Fotos, Erstellen von Internetgalerien, Konvertieren von Dateiformen und zum Erstellen von Diashows. Es enthält einige Bildbearbeitungswerkzeuge, zu denen die Funktion 'Fotonegativ umkehren' und das 'Transformieren' (Ver- oder Entzerren, Perspektivenkorrektur) gehört. Eine manipulierbare Gradationskurve und die Graupipette sind leider nicht vorhanden.


Leuchtkastenansicht



Einzelbildansicht

Kataloge

Der Hauptzweck von Expression-Media ist das Erstellen von Katalogen, die getrennt von den Ursprungsdateien verteilt werden können, sei es alleine zum Offline-Betrachten eines katalogisierten Archivs als auch zur Bearbeitung von Metadaten der Medien durch externe Fachkräfte. änderungen können mit den Ursprungsdateien synchronisiert werden. Das Erstellen von Katalogen ist ungewöhnlich. Parallel zu Expression Media 2 öffnet man am besten den Explorer und zieht von dort aus die Ordner, in denen sich die zu katalogisierenden Daten befinden, in das Fenster von Expression Media 2. Das Betrachten von Bildern, die nicht katalogisiert sind, ist nicht möglich.

Das Katalogisieren von Bildbeständen dauert mit Expression Media länger als das Einlesen der Dateien mit anderen Programmen. Das liegt vor allem daran, dass Expression Media verbesserte Miniaturen und Vorschaubilder erstellt. Diese Funktion ist konfigurierbar und abstellbar, was zu einer Beschleunigung des Katalogisierens führt. Wer qualitativ hochwertige Vorschaubilder im Katalog haben möchte, sollte die Werte nicht zu sehr hinunter schrauben. Nach Angaben von Microsoft kann Expression Media bis zu 128.000 Medien erfassen. Der Katalog darf bis zu 1,8 GB groß sein. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Expression Media beim Einarbeiten von vielen Bildern in einen Katalog auch mal abstürzt.

RAW - Dateien

Expression Media verlässt sich bei der Arbeit mit RAW-Dateien auf andere Software. Unter Windows muss der entsprechende RAW-Codec des Herstellers vorhanden sein. Eventuell ist er für eine spezielle Kamera von der Website des Hersteller herunterzuladen und zu installieren bevor die RAW-Daten korrekt bewältigt werden. Immer mehr Fotografen speichern ihre RAW-Daten. Sie sind das Ursprungsmaterial aus denen die bearbeiteten TIFF- oder JPG-Dateien gewonnen werden. Zur Bearbeitung der RAW-Dateien ist ein spezieller RAW-Konverter notwendig, der sich bei Expression Media in die Bearbeitungsprogrammliste eintragen lässt.

HTML - Galerie

Die Funktionen zum Erstellen eines HTML-Katalogs sind vielfältig. Es gibt die Möglichkeit, die Präsentation fix und fertig auf einen Server hochzuladen. 15 Designs stehen in einem Dropdown-Menü zur Verfügung. Seltsamerweise wird immer der komplette Katalog bearbeitet. Um aus einer Bildauswahl eine HTML-Galerie zu erstellen, müssen die Bilder in einem neuen Katalog zusammengeführt werden.

Im Handbuch über Expression Media wird beschrieben, wie man eigene Designvorlagen erstellt. Wer die Grundlagen von HTLM kennt, wird damit gut zurechtkommen und kann sich individuelle Vorlagen erstellen. Sowohl die Funktionen des Webkatalogs als auch die Verfahrensbeschreibung sind ein guter Grund, sich mit Expression Media zu beschäftigen. Andere Programme wie FotoStation haben ebenfalls exzellente Webgalerietools. An einer guten Beschreibung zur Manipulation der Vorlagen oder zum Erstellen von eigenen Entwürfen mangelt es jedoch bei der Konkurrenz.

Der HTML-Export eignet sich auch für Filme und implementiert eine Videosteuerung sowie optional die automatische Wiedergabe. Dies entbindet den Nutzer vom Umweg über YouTube oder anderen öffentlichen Videoplattformen. Um das hinzubekommen, muss zumindest auf dem Windows-PC sichergestellt werden, dass aller notwendigen Plugins, Codecs und Softwareerweiterungen installiert sind. Die Möglichkeiten des Web-Exports sollte man sich gut anschauen.

Sonstiges

Um dieses Programm gut und effizient kennenzulernen, braucht man das Handbuch. Es gibt einen Downloadlink für ein Microsoft Expression Media - Benutzerhandbuch, das auch für die Folgeversion verwendet werden kann. Man sollte es ausdrucken, um bequem darin lesen zu können. Mit dem kostenlosen Microsoft Expression Media Reader werden Kataloge, die mit Microsoft Expression Media oder von iView Media MediaPro der Versionen 1.5, 2.x und 3.x erstellt wurden, für Dritte einsehbar. Expression Media Reader kann kostenlos heruntergeladen und verteilt und sowohl unter Macintosh- als auch Windows-Betriebssystemen verwendet werden: http://go.microsoft.com/fwlink/?LinkID=82546 Damit ist es möglich, die mit Expression Media erstellten Kataloge zum Betrachten weiterzugeben.

Bewertung

Im Gegensatz zu anderen Programmen kann man mit dem Katalog eine Beschriftung und Verwaltung von Medien vornehmen oder von Dritten vornehmen lassen, die keinen Zugriff aus das Ursprungsmaterial haben (sollen). Expression Media 2 synchronisiert diese Infos mit den Ursprungsdateien wenn es wieder Zugriff auf die Datenträger erhält. Das Verwenden von Katalogen wird in einigen Arbeitsumgebungen sehr hilfreich sein. Expression Media 2 ist ein vielseitiges Katalogprogramm für Mediadaten. Es gibt diverse Bildverwaltungsprogramme mit gutem Funktionsumfang. Wer sich einmal mit einem brauchbaren Mediadatenmanager vertraut gemacht hat, wird normalerweise keinen Anlass sehen, eine Alternative zu suchen. Jedes Programm hat seine individuellen Bezeichnungen, Verhaltensweisen und Routinen, an die man sich gewöhnt. Hinsichtlich der Meta-Beschriftung ist Expression Media weniger für den einzelnen Fotografen interessant als vielmehr für Arbeitsgruppen, in denen mehrere Personen an den Beständen arbeiten. Wer mit HTML umgehen kann und eigene Designs, eventuell mit speziellen Funktionen, für Webpräsentationen erstellen möchte, ist mit Expression Media gut bedient.

Gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass Expression Media kein fertiges Programm ist, sondern auf andere Software (Codecs, QuickTime ...) angewiesen ist, um seinen vollen Funktionsumfang anzubieten.

Expression Media 2 kostet ca. 165 €. Eventuell bekommt man es in Kombination mit Capture One 4.1 von Phase One günstiger. Wer verteilbare Kataloge von seinem Archiv oder einem Teil davon erstellen und weitergeben möchte, hat mit Expression Media ein gutes Programm dafür, das selbst dann sinnvoll ist, wenn es nur zu diesem Zweck in einer professionellen Umgebung eingesetzt wird.
 

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