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Hellmut Münzner - Fotonachlass

2004 © Thomas Gade

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Der Fotograf Münzner bewahrte seine Schwarzweissfilme in Dosen auf. Sie bestanden aus Weissblech und waren ursprünglich als Verpackung für unbelichtetes Filmmaterial vorgesehen. Münzner schrieb auf die Aufkleber auf den Deckeln der Dosen das Thema, beipielsweise: Türkei. Die Filme waren aufgerollt. Eine Rolle bestand oft aus mehreren Filmen, die übereinandergewickelt waren.




Brandgefahr durch Nitrozellulose-Filme

Viele Filme dieses Bestands stammen aus den 30'er und 40'er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ihr Träger basiert auf Nitrozellulose und ist leicht entflammbar. Kein Wunder, denn der Träger besteht aus einem modifizierten Sprengstoff. Wenn so ein Film Feuer fängt, prasselt er wie eine Wunderkerze. Das Material ist gefährlich und beim Brand kaum zu löschen. Es sollte ausschließlich in kleinen und voneinander getrennten Portionen aufbewahrt werden.

Im frühen 20. Jahrhundert gab es einige entsetzliche Kinobrände, die auf die Selbstentzündung dieser Filme zurückzuführen waren. Schon ein paar entflammte Kinofilmrollen reichten für eine Katastrophe. Wo sich dieses Zeug befindet, haben Zigaretten und Kerzen absolut nichts zu suchen. Da viele Raucher unbelehrbar sind und bei einem Päuschen, einem Gespräch oder der Tasse Kaffe nicht auf ihren Glimmstengel verzichten können, kann das brenzlich werden. Man sollte dies bei unerwarteten Besuchen und Präsentationen im Hinterkopf behalten.

Die Entwicklung eines weniger gefährlichen Filmträgers dauerte Jahrzehnte, da Nitrozelluslosefilme die nötige Transparenz, Stabilität (zumindest anfangs), Beschichtbarkeit etc. besitzen, die für Filme notwendig sind. Erst in den 50'er Jahren kam der Sicherheitsfilm auf, der nur schwer entflammbar ist. Einzelne Nitrofilme lassen sich relativ gefahrlos in dicken Secolhüllen handhaben. Wenn der Nitrofilm bereits sehr labberig ist, sollte man ihn reproduzieren und / oder scannen und danach entsorgen. Hier sind Zersetzungsprozesse im Gange, die sich auf andere Filme in der Umgebung übertragen können. Ich habe Filme gesehen, die sich in ihren Hüllen verflüssigt haben.


Filmrollen in Blechdosen

Im Laufe der Jahre können Filme durch chemische Prozesse im Trägermaterial und/oder in der Beschichtung verhärten. Dabei passen sie sich ihrer Lagerform an und bekommen aufgerollt einen starken Drall. Zieht man die Filmstreifen glatt, spürt man die Spannung des Materials, das beim Loslassen wie eine Spiralfeder in seine Form zurückspringt. Dadurch wird eine Handhabung der Filme schwierig, weil sie sich schwer in Filmbühnen von Vergrößerern oder Filmhaltern von Scannern einführen lassen. Bei einigen Filmen kann man den Drall reduzieren, indem sie eine halbe Stunde in einem Wasserbad mit einem Tropfen Mirasol aufweichen und anschließend lang ausgehängt mit einem Gewicht am unteren Ende trocknen.

Manchmal ist es sinnvoll die Filme vorab nochmals in einem Fixierbad zu behandeln, da etliche in Entwicklungsdosen mit Corexbändern entwickelt wurden. Sie waren vor der Einführung der Filmspiralen populär und hatten den Nachteil, dass die Filme am Rand stellenweise so festgehalten wurden, dass ein Eindringen der Chemie nicht möglich war. Man kann das deutlich an den Filmrändern erkennen. Die erneute Verarbeitung im Fotolabor hat zudem den Vorteil einer Reinigung, wenn sich auf den Filmen Kalkflecken und Schmutz befinden.

Meistens jedoch wird der Drall nicht reduziert und der fragile Zustand vieler Filme verbietet einen neuen Durchgang im Fotolabor.

Die einzigen mir bekannten Filmhüllen, die Filme mit starkem Drall bändigen, sind die dicken transparenten Polyesterhüllen von Secol. Sie gehören konservatorisch zu den besten Materialien zur Langzeitarchivierung und kosten pro Stück knapp einen €. Manchmal hat Monochrom sie im Sonderangebot. Die Fa. Anton Glaser läßt bei größeren Mengen mit sich handeln, doch bei schätzungsweise 1000 Filmen in diesem fotografischen Nachlass, kommt eine schmerzliche Rechnung zustande.

Mir ist keine Alternative bekannt. Die billigen Acetathüllen sind weder stabil genug noch haben sie in der Langzeitarchivierung etwas zu suchen, weil sie materialbedingt Zerstörungsprozesse in Filmen auslösen oder beschleunigen. Pergaminhüllen der besseren Qualität sind für glatte Filme brauchbar, geben aber dem Druck der gedrallten Filme nach.

Die Archivierung in den steifen Secolhüllen bewirkt nach einigen Monaten eine Minderung des Dralls vieler Filme. Nachteilig an den Hüllen von Secol ist, dass Feuchtigkeit kaum entweicht.

Digitalisierung

Ein Großteil dieser Filme wurde bis Ende 2005 gescannt. Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. Zunächst wurde dafür ein Nikon Coolscan 5000 benutzt, der aber aufgrund seiner Lichtcharakteristik schlechte Ergebnisse bei SW-Filmen bringt. Der Nikon betonte das Korn, Kratzer und Schmutz. Die Nachbearbeitung war aufwendig. Die Tonwerte der tiefen Schatten wurden mangelhaft umgesetzt.

Recht gute Ergebnisse kommen mit alten Polaroid Sprintcan 35 Plus Scannern mit der Software VueScan zustande. Die Scanzeiten liegen pro Bild bei ca. 40 Sekunden. So verläuft die Arbeit relativ flott. Wer vor einer ähnlichen Aufgabe steht, sollte sich den moderneren Plustek OptikFilm 7200 ansehen. Das 'i' für Infrarot zur automatischen Schmutzkorrektur beim 7200i ist für SW-Filme unnötig, da es nicht funktioniert. Die damit nicht ausgestatteten Modelle sind preisgünstig. SW-Filme werden am besten mit VueScan digitalisiert. Auf Silverfast kann man getrost verzichten.

Parallel wurden Versuche unternommen, die Filme mit einer digitalen Spiegelreflex mit 6 Millionen Pixel zu reproduzieren. Dabei entstehen Dateien mit einer besseren Tonwertübertragung als beim Scannen. Mit dem demnächst anstehenden Aufkommen von günstigen digitalen Spiegelreflexkameras ab 10 Millionen Pixel, wird ein einfacher Reproaufbau aus Leuchtkasten, Filmhalter, Reprosäule und Spiegelreflex mit Makroobjektiv das Digitalisieren der Schwarzweissfilme mit Scannern ablösen. Dafür sprechen die höhere Arbeitsgeschindigkeit und die qualitativ besseren Ergebnisse.
 

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